03.06.2007, 13:21
Zitat:Wer aber Buße tut, dem dürfen wir die Gemeinde nicht verschließen - selbst dann nicht, wenn die Buße nicht unserem Geschmack entspricht!
Ich denke nicht, dass es hier um Geschmacksfragen geht, sondern um vollmächtige verantwortliche Leiterschaft. Es ist die Aufgabe von Ältesten zu beurteilen, ob die Buße eingetreten ist und der Sünder rehabilitiert werden kann. Es ist aber auch die Aufgabe der Ältesten das nachvollziehbar darzustellen.
Wenn es so ist, dass Frucht der Buße vorhanden sein muss - worüber wir uns ja einig sind - dann ist es auch kein Problem, das nachvollziehbar darzustellen. Da geht es nicht um intime Details, sondern um die nachvollziehbare Umkehrung der vorher öffentlich nachvollziehbaren Fehlentscheidung.
Einen solchen Wiederherstellungsprozess muss es geben - und da stimme ich mit Dir in die Kritik der mir bekannten gängigen Praxis ein. Nicht selten wird jemand rausgekickt und dann seinem Unglück überlassen. Das kann es nicht sein. Es kann aber auch nicht sein, dass er aufgenommen wird, wenn keine Umkehr stattgefunden hat. Das ist sowieso nicht von Dauer.
Ein Positives Beispiel ist doch Gordon McDonald. Er hat doch vor 20 Jahren (?) Ehebruch begangen - was er selbst auf einer Konferenz öffentlich machte - daher spreche ich es an - und von Bill Hybles und seinem Team über lange Jahre in der Wiederherstellung angeleitet wurde. Heute ist er doch ein großes Zeugnis - was wunderbar ist. Es gibt eine zweite Chance bei Gott! Bemerkenswert in Gordons Lehre ist doch seine Betonung geistlicher Disziplinen im persönlichen Leben, die aus seiner leidvollen Erfahrung erwachsen sind. Auch hier hat die Gemeinde etwas zu lernen. Um einmal ein andere Beispiel anzusprechen.
Wenn allerdings Älteste oder "Älteste" urteilen, dass er ruhig seine Frau verlassen soll, mit seiner neuen Partnerin leben soll und am Gemeindeleben teilnehmen soll, sorry - dann ist berechtigte Kritik an der Urteilungsfähigkeit solcher Ältesten oder "Ältesten" sehr wohl berechtigt. Denn sonst wäre es ja auch in Ordnung, dass der "Rat der Ältesten" der evangelischen Kirche damit einverstanden ist, sexuelle Entgleisungen zu segnen. Ich bin nicht der Meinung, dass ein nicht nachvollziehbares Urteil in einer solchen Sache kritikfrei sein muss.
Außerdem - was ist das für ein Bild von einem Leib? Ein Teil des Leibes urteilt so, ein anderer vollkommen unabhängig vollkommen anders. Ohne dass die einen "Ältesten" mit den anderen "Ältesten" reden. Wir sind doch keine unabhängigen Gliedmaßen, die unkoordiniert tun - ein jeder wie es ihm in den Sinn kommt? Das ist doch keine natürliche und richtige körperliche Verbundenheit.
Das ist vielleicht der Istzustand, und man kann sich mit dem Istzustand versuchen weitestgehend zu arrangieren und innerhalb des unerwünschten Istzustandes Jüngerschaft ausüben und das Evangelium verkündigen. Das geht. Aber irgendwann kann man auch einmal die Probleme erkennen, die mit dem Istzustand einhergehen. Irgendwann sind dann die Probleme so groß und so schmerzhaft, dass sie überhandnehmen und es entweder schon zu spät ist oder die Korrektur viel schmerzhafter und aufwändiger ist, als es gewesen wäre, wenn man es von Anfang an so gemacht hätte, wie Gott es will.