31.12.2007, 13:50
Zitat:Also jetzt kommt mir die Sache etwas albern vor.
Das was mit \"Stadtgemeinde\" gemeint ist, ist doch keine real gegenständlich vorhandene Gemeindeorganisation, sondern die Sicht die Gott von seinem Volk in einer Stadt (oder auch Stadtteil) hat.
In der Bibel ist es wesentlich mehr als nur eine Sicht Gottes auf sein Volk, die sich nicht konkret manifestiert. Wir haben in den bereits betrachteten Bibelstellen gesehen, dass die Gemeinde Jesu in Jerusalem und in Antiochia sich zu mehreren Gelegenheiten versammelt hat ? zusammengerufen wurde (ekklesia eben). Die Zusammenrufenden waren die Ältesten. Sie hat dann Dinge getan, die weder eine einzelne Hausgemeinde, noch eine nicht zusammengerufene virtuelle Gemeinde tun kann: Apostel ausgesendet und sich Bericht erstatten lassen, Theologische Streitfragen gelöst, in einer Notsituation gebetet. Das kann nur getan werden, wenn die Gemeinde Jesu einer Stadt sich auch trifft.
Zitat:Jeder, der wiedergboren ist gehört zur Gemeinde Gottes in der Stadt, zum Leib Jesu in dieser Stadt.
Das ist richtig, impliziert aber nicht, das sich dieser Leib nicht trifft. Selbst das Wort ekklesia bedeutet eine Versammlung, die zusammengerufen wird.
Zitat:Das ist natürlich zunächst ein idealisierter Zusatand, den es in sichtbar abgegrenzter Form so nicht gibt und meiner Meinung nach auch nie geben wird.
Wieso natürlich? In der Apostelgeschichte sehe ich etwas ganz anderes. Da erscheint es viel natürlicher, dass sich die Gemeinde zu Jerusalem und zu Antiochia und zu Lystra und ? trifft. Auch in der Offenbarung ? den 7 Sendschreiben ? wendet sich Jesus immer an die ganze Gemeinde in einer Stadt. Mir erscheint es sehr natürlich, dass die Gemeinde einer Stadt zusammengehört.
Das was Du wahrscheinlich meinst ist, dass es heute meistens nicht so ist. Da gebe ich Dir ja recht. Das aber ist ein Versäumnis und kein Normalzustand.
Zitat:Der Versuch, eine solche Organisationsform in die Sichtbarkeit mit Räumlichkeiten, regelmäßigen Gemeindegottesdienst und Mitgliedschaft zu bauen, ist ein sektiererisches Unterfangen, das haben wir bei der sogenenannten \"Ortsgemeinde\" erlebt.
Das kann nicht sein, weil in der Apostelgeschichte die Stadtgemeinde ja auch kein sektiererisches Unterfangen ist. Darum kann es das auch heute nicht sein.
Zitat:Wenn wir also hier von Stadtgemeinde reden, dann meint es einfach die Tatsache, dass wir alle als Gläubige Teil dieser Stadtgemeinde sind, ob wir an stadgemeindeähnlichen Veranstaltungen teilnehmen oder sie befürworten oder ablehnen ist egal. Paulus hat einen Teil seiner Briefe an diese Stadtgemeinden geschrieben. (Korinther, Epheser, Römer etc.) das kann man doch nicht wegdiskutieren. Und sicher gab es unter den Christen aus diesen Stadtgemeinden, die aus vielen kleinen Gemeinden bestanden, immer auch verantwortliche Personen - Älteste, die nicht nur das Wohl ihrer Gemeinde sondern auch das der anderen Gemeinden in Stadt und das Wohl der ganzen Stadt im Sinne hatten.
Jesus hat seine Briefe auch an die Stadtgemeinde geschrieben. Ich denke nicht, dass das Zufall war. Und dass die Christen sich in den Häusern getroffen haben steht nicht im Widerspruch zu der Aussage, dass die Stadtgemeinde sich von Zeit zu Zeit komplett versammelt hat ? wie in der Apg berichtet ? und dass die Ältesten auf Ebene der Stadtgemeinde eingesetzt wurde. Natürlich kümmern sich die Ältesten um die Hausgemeinden.
Zitat:Heute habe ich eine Einladung von einem Bruder aus dem CVJM bekommen, und zwar zum monatlichen Gebet für die Stadt. Dort nehmen Pastoren und Gemeindemitglieder aus verschienen Gemeinden (Baptisten, Pfinstler, frei Gemeinden, CVJM ...) teil. Das ist für mich ein keliner Teil, des Lebens der Stadtgemeinde Essen. Es gibt da noch andere Initiativen, z.B. Licht im Schacht, die auch auf Stadtebene durchgeführt werden, noch ein kleiner Teil ...
Dies alles deckt nicht das potenzial der Gemeinde in der Stadt ab, aber es sind Äußerungen auf der Ebene der Stadtgemeinde, die real vorhanden sind - in der einen Stadt mehr in der anderen weniger. Manch einer fühlt sich berufen, auf dieser Ebene noch mehr zu wirken. Die Arbeit der \"Deponie\" (Dorgenarbeit) geschieht übrigens auch auf dieser Ebene.
Ich sehe für mich zur Zeit nicht die notwenigkeit, mich dort mehr einzubringen.
Das ist alles gut. Solche Sachen habe ich auch alles gemacht. Allianzgebetswoche, Missionseinsätze, Schülermission, ProChrist ? das alles in Berlin ? und in Speyer. Aber unterm Strich bleibt es nur bei gemeinsamen Aktionen. Das ist nicht das, was ich in der Bibel sehe. Trotzdem bekommt ein Neubekehrter nach einer gemeinsamen Evangelisation einen Zettel mit 10 Denominationen in die Hand gedrückt. Und nun?! Der Arme! Er soll sich halt einer anschließen. Der Kerl ist gerade erst zum Glauben gekommen, frischgeboren, gerade die ersten Tage mit Jesus unterwegs und jetzt soll er die Denominationen abklappern und beurteilen, welche für ihn die passendste Lehre und den passendsten Stil hat? Das ist wirklich eine Überforderung und es ist kein Wunder, dass die Rückfallquoten so hoch waren.
Und trotzdem sendet jede Denominationsgemeinde ihre eigenen Missionare aus. Statt die Ressourcen zu bündeln. Und die Christen, die in einer Straße leben kennen sich nicht einmal, weil sie in unterschiedliche Denominationen gehen? Das macht doch keinen Sinn.
Und das ist es auch, was Keith im Kern am Forum in Fulda gesagt hat ? oder? Ich kann seine Lehre sehr gut nachvollziehen.
Zitat:Niemand würde auf die Idee kommen, jetzt offiziell \"Älteste der Stadtgemeinde\" einzusetzen und eine Satzung oder Mitgliederwerbung oder ähnliches auszurufen, das wätre dimmes Zeug. Und trotzdem sehe ich die Person, die sich seit 14 Jahren um diese Gebetsarbeit kümmert als einen Ältesten der nicht sichtbaren Stadtgemeinde in Essen.
Niemand? Keith zumindest ist auf die Idee gekommen, Älteste nach biblischen Maßstäben einzusetzen und hat sie auch gelehrt. Er ist nicht der einzige.
Eine Satzung ist vollkommen überflüssig. Die Bibel ist die einzige Richtschnur. Die Mitgliedschaftsfrage stellt sich nicht. Mitglied ist, wer an Jesus Christus glaubt.
Dass Du diese Person als Stadtältsten siehst ist gut. Doch was ist mit den anderen Christen? Wenn er es ist, warum wird es dann nicht fest gemacht. ?Macht fest Eure Berufung!? sagt Paulus. Warum läßt man es im Undefinierten, Unangreifbaren? Nur so eine Anregung. Essen müßt Ihr selber wissen.
Die Frage bleibt trotzdem bestehen, ob die Pastoren der Denominationsgemeinden nach biblischen Maßstäben eingesetzte Älteste sind oder nicht.