06.02.2022, 16:30
Hallo ihr Lieben,
heute schreibe ich euch einiges über Lukas,
Das wird zwar etwas länger, aber es lesen's ja ohnehin nur die, die es interessiert ...
Unter den Autoren des Neuen Testaments ist Lukas ein Exot, ein Grieche, von Beruf Arzt, der Jesus nie persönlich kannte und erst Jahre später durch Paulus zum Glauben kam.
In der Apostelgeschichte gibt es zwei Abschnitte, in denen er als "wir" berichtet, d.h. er war da persönlich dabei. Auf der zweiten Missionsreise von Paulus taucht er zum ersten Mal in Troas in Kleinasien auf, als Paulus den Ruf nach Mazedonien bekam: "Und während der Nacht wurde von Paulus eine Erscheinung gesehen: Ein Mann, ein Mazedonier, stand da und bat ihn und sagte:„Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!“ Und wie er die Erscheinung gesehen hatte, wollten wir sogleich nach Mazedonien hinausgehen, weil uns klar war, dass Gott uns hinrief, ihnen die gute Nachricht zu bringen." Dieser erste "wir"-Bericht endet dann gleich wieder in Philippi. Lukas blieb dann wohl dort, als Paulus nach Thessaloniki weiterreiste.
Auf der dritten Missionsreise von Paulus ist er dann auf der Rückreise von Korinth ab Philippi wieder dabei, er könnte also die ganze Zeit bei der Gemeinde in Philippi gewesen sein: "Es schlossen sich ihm aber an: Sopatros, der Sohn von Pyrros, von Beroia, von den Thessalonikern Aristarchos und Secundus, Gaius aus Derbe und Timotheos, aus der Provinz Asia Tychikos und Trophimos. Diese gingen uns voraus und erwarteten uns in Troas. Wir aber fuhren nach dem Tag der ungesäuerten Brote mit dem Schiff von Philippi ab und kamen bis nach fünf Tagen zu ihnen nach Troas, wo wir uns sieben Tage aufhielten." Bei diesen Namensaufzählungen fällt auch auf, dass Lukas sich in christlicher Bescheidenheit nicht selbst erwähnt.
Lukas reist dann mit Paulus bis nach Jerusalem, erlebt dort seine Verhaftung mit, hält sich in den zwei Jahren seiner Gefangenschaft in Cäsarea zeitweise bei ihm auf und reist auch dann wieder mit, als Paulus als Gefangener nach Rom transportiert wird einschließlich Schiffbruch mit allem drum und dran.
Lukas hat uns mit seinem Evangelium und der Apostelgeschichte zusammen 1/4 des Neuen Testaments geschenkt mit unschätzbaren Informationen. Einzigartig ist nicht nur die ganze Apostelgeschichte, auch sein Evangelium hat zu einem Drittel Erzählstoff, den kein anderer hat. Und so wollen wir mal der Frage nachgehen: Woher hatte Lukas seine Informationen?
Zum Ersten muss man da natürlich Paulus nennen. Mit ihm und seinen Mitarbeitern war Lukas unterwegs, zuerst kurz von Troas nach Philippi, dann lang von Philippi nach Jerusalem mit zwei Jahren Gefängnisaufenthalt des Paulus in Caesarea und von dort nach Rom, wo er vermutlich noch längere Zeit mit Paulus in Kontakt war. Nach dieser Zeit wusste er auf jeden Fall alles, was Paulus wusste. Und zur Weitergabe des Evangeliums gehörte damals alles, was man über Jesus wusste.
Zum Zweiten muss man auch Markus nennen, der uns als Autor eines Evangeliums ja bekannt ist. Auch Lukas und Markus kannten sich persönlich. Der Beweis dafür steht im Brief von Paulus an Philemon in V. 23+24: "Es grüßen dich Epafras, mein Mitgefangener im Messias Jesus, Markus, Aristarchos, Demas und Lukas, meine Mitarbeiter." Sie gehörten also während der Gefangenschaft von Paulus beide gleichzeitig zu seinen Mitarbeitern. Und wenn Lukas Markus kannte, dann kannte er auch seine Aufzeichnungen, womöglich sein fertiges Evangelium.
Und noch ein Drittes: Ich stelle mir vor, Markus hat seinen Bericht konzentriert geschrieben mit den wichtigsten und zentralen Informationen von und über Jesus, und Lukas als interessierter Sammler dachte, es müsse da noch mehr geben. Und so nutzte er die Zeit, in der er von Frühsommer 57 bis Spätsommer 59 bei Paulus in Cäsarea war, um einen oder mehrere Abstecher nach Jerusalem zu machen, wo er die Örtlichkeiten kennen lernte und Leute traf, die Jesus persönlich gekannt hatten, und wo auch Maria, die Mutter von Jesus, noch lebte. Lukas sagt ja in Luk. 2,19: "Maria aber brachte alle diese Worte zusammen und bewahrte sie in ihrem Herzen auf." Und in Luk. 2,51 noch einmal: "Und seine Mutter bewahrte alle diese Worte in ihrem Herzen." Das klingt doch so, als ob Lukas hier eine Quelle nennt, aus der er die Informationen hat.
Wenn Maria damals noch gelebt hat, muss sie Mitte bis Ende 70 gewesen sein, für damalige Verhältnisse ein hohes, aber nicht unwahrscheinliches Alter. Auch die Informationen in der Apostelgeschichte über die erste Zeit der Gemeinde in Jerusalem kann Lukas sehr gut hier in Jerusalem bekommen haben. Man stelle sich die Szene vor: Maria im hohen Alter empfängt den Besuch des ihr fremden griechischen Bruders Lukas und erzählt ihm, wie es sich damals mit der Geburt von Johannes dem Täufer und der ihres eigenen Sohnes abgespielt hat, und wie sie mit dem Zwölfjährigen im Tempel waren, und und, und Lukas schreibt eifrig mit ...
Unter diesen Gesichtspunkten kann man sich gut vorstellen, dass Lukas in den zwei Jahren in Cäsarea sein Evangelium fertiggestellt hat, und nach der Romreise, als Paulus dort zwei Jahre unter Hausarrest stand, hat er die Apostelgeschichte vollendet. Dass die Apostelgeschichte ohne richtigen Schluss endet, ohne zu wissen, wie es mit Paulus und seinem Prozess weiterging, ist am besten eben damit erklärbar, dass Lukas in diesen zwei Jahren in Rom die Arbeit an diesem Werk abgeschlossen hat, um es zu veröffentlichen. Dann ist es sogar höchst wahrscheinlich, dass Paulus selbst es in dieser Zeit begleitet und autorisiert hat.
Wie sagt doch Lukas (1,3+4): "Es erschien auch mir gut, nachdem ich allem von Anfang an genau nachgegangen bin, es dir der Reihe nach aufzuschreiben, edler Theophilos, damit du klar erkennst, wie sicher die Worte sind, über die man dich unterrichtet hat."
Herzliche Grüße - der Herr segne euch!
Uli
www.neues-testament.org
heute schreibe ich euch einiges über Lukas,
Das wird zwar etwas länger, aber es lesen's ja ohnehin nur die, die es interessiert ...
Unter den Autoren des Neuen Testaments ist Lukas ein Exot, ein Grieche, von Beruf Arzt, der Jesus nie persönlich kannte und erst Jahre später durch Paulus zum Glauben kam.
In der Apostelgeschichte gibt es zwei Abschnitte, in denen er als "wir" berichtet, d.h. er war da persönlich dabei. Auf der zweiten Missionsreise von Paulus taucht er zum ersten Mal in Troas in Kleinasien auf, als Paulus den Ruf nach Mazedonien bekam: "Und während der Nacht wurde von Paulus eine Erscheinung gesehen: Ein Mann, ein Mazedonier, stand da und bat ihn und sagte:„Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!“ Und wie er die Erscheinung gesehen hatte, wollten wir sogleich nach Mazedonien hinausgehen, weil uns klar war, dass Gott uns hinrief, ihnen die gute Nachricht zu bringen." Dieser erste "wir"-Bericht endet dann gleich wieder in Philippi. Lukas blieb dann wohl dort, als Paulus nach Thessaloniki weiterreiste.
Auf der dritten Missionsreise von Paulus ist er dann auf der Rückreise von Korinth ab Philippi wieder dabei, er könnte also die ganze Zeit bei der Gemeinde in Philippi gewesen sein: "Es schlossen sich ihm aber an: Sopatros, der Sohn von Pyrros, von Beroia, von den Thessalonikern Aristarchos und Secundus, Gaius aus Derbe und Timotheos, aus der Provinz Asia Tychikos und Trophimos. Diese gingen uns voraus und erwarteten uns in Troas. Wir aber fuhren nach dem Tag der ungesäuerten Brote mit dem Schiff von Philippi ab und kamen bis nach fünf Tagen zu ihnen nach Troas, wo wir uns sieben Tage aufhielten." Bei diesen Namensaufzählungen fällt auch auf, dass Lukas sich in christlicher Bescheidenheit nicht selbst erwähnt.
Lukas reist dann mit Paulus bis nach Jerusalem, erlebt dort seine Verhaftung mit, hält sich in den zwei Jahren seiner Gefangenschaft in Cäsarea zeitweise bei ihm auf und reist auch dann wieder mit, als Paulus als Gefangener nach Rom transportiert wird einschließlich Schiffbruch mit allem drum und dran.
Lukas hat uns mit seinem Evangelium und der Apostelgeschichte zusammen 1/4 des Neuen Testaments geschenkt mit unschätzbaren Informationen. Einzigartig ist nicht nur die ganze Apostelgeschichte, auch sein Evangelium hat zu einem Drittel Erzählstoff, den kein anderer hat. Und so wollen wir mal der Frage nachgehen: Woher hatte Lukas seine Informationen?
Zum Ersten muss man da natürlich Paulus nennen. Mit ihm und seinen Mitarbeitern war Lukas unterwegs, zuerst kurz von Troas nach Philippi, dann lang von Philippi nach Jerusalem mit zwei Jahren Gefängnisaufenthalt des Paulus in Caesarea und von dort nach Rom, wo er vermutlich noch längere Zeit mit Paulus in Kontakt war. Nach dieser Zeit wusste er auf jeden Fall alles, was Paulus wusste. Und zur Weitergabe des Evangeliums gehörte damals alles, was man über Jesus wusste.
Zum Zweiten muss man auch Markus nennen, der uns als Autor eines Evangeliums ja bekannt ist. Auch Lukas und Markus kannten sich persönlich. Der Beweis dafür steht im Brief von Paulus an Philemon in V. 23+24: "Es grüßen dich Epafras, mein Mitgefangener im Messias Jesus, Markus, Aristarchos, Demas und Lukas, meine Mitarbeiter." Sie gehörten also während der Gefangenschaft von Paulus beide gleichzeitig zu seinen Mitarbeitern. Und wenn Lukas Markus kannte, dann kannte er auch seine Aufzeichnungen, womöglich sein fertiges Evangelium.
Und noch ein Drittes: Ich stelle mir vor, Markus hat seinen Bericht konzentriert geschrieben mit den wichtigsten und zentralen Informationen von und über Jesus, und Lukas als interessierter Sammler dachte, es müsse da noch mehr geben. Und so nutzte er die Zeit, in der er von Frühsommer 57 bis Spätsommer 59 bei Paulus in Cäsarea war, um einen oder mehrere Abstecher nach Jerusalem zu machen, wo er die Örtlichkeiten kennen lernte und Leute traf, die Jesus persönlich gekannt hatten, und wo auch Maria, die Mutter von Jesus, noch lebte. Lukas sagt ja in Luk. 2,19: "Maria aber brachte alle diese Worte zusammen und bewahrte sie in ihrem Herzen auf." Und in Luk. 2,51 noch einmal: "Und seine Mutter bewahrte alle diese Worte in ihrem Herzen." Das klingt doch so, als ob Lukas hier eine Quelle nennt, aus der er die Informationen hat.
Wenn Maria damals noch gelebt hat, muss sie Mitte bis Ende 70 gewesen sein, für damalige Verhältnisse ein hohes, aber nicht unwahrscheinliches Alter. Auch die Informationen in der Apostelgeschichte über die erste Zeit der Gemeinde in Jerusalem kann Lukas sehr gut hier in Jerusalem bekommen haben. Man stelle sich die Szene vor: Maria im hohen Alter empfängt den Besuch des ihr fremden griechischen Bruders Lukas und erzählt ihm, wie es sich damals mit der Geburt von Johannes dem Täufer und der ihres eigenen Sohnes abgespielt hat, und wie sie mit dem Zwölfjährigen im Tempel waren, und und, und Lukas schreibt eifrig mit ...
Unter diesen Gesichtspunkten kann man sich gut vorstellen, dass Lukas in den zwei Jahren in Cäsarea sein Evangelium fertiggestellt hat, und nach der Romreise, als Paulus dort zwei Jahre unter Hausarrest stand, hat er die Apostelgeschichte vollendet. Dass die Apostelgeschichte ohne richtigen Schluss endet, ohne zu wissen, wie es mit Paulus und seinem Prozess weiterging, ist am besten eben damit erklärbar, dass Lukas in diesen zwei Jahren in Rom die Arbeit an diesem Werk abgeschlossen hat, um es zu veröffentlichen. Dann ist es sogar höchst wahrscheinlich, dass Paulus selbst es in dieser Zeit begleitet und autorisiert hat.
Wie sagt doch Lukas (1,3+4): "Es erschien auch mir gut, nachdem ich allem von Anfang an genau nachgegangen bin, es dir der Reihe nach aufzuschreiben, edler Theophilos, damit du klar erkennst, wie sicher die Worte sind, über die man dich unterrichtet hat."
Herzliche Grüße - der Herr segne euch!
Uli
www.neues-testament.org