09.02.2022, 15:12
Tatsächlich ist Dummheit ein Thema, mit dem sich zur Zeit ausführlicher beschäftigt wird.
So z. B. hier in einem Interview zum Buch „Dummheit“ von der Psychiaterin Heidi Kastner:
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Zitat:
So z. B. hier in einem Interview zum Buch „Dummheit“ von der Psychiaterin Heidi Kastner:
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Zitat:Auch in Deutschland und Österreich ignoriert ein Teil der Menschen mit Blick auf die Corona-Pandemie und den Klimawandel wissenschaftliche Fakten und hängt populistischen Meinungen oder Verschwörungstheorien an. Ist das ein Beispiel für Dummheit? Oder vielleicht auch eine durch Angst bedingte Verweigerung der Realität?
Das geht Hand in Hand. Dummheit ist immer dann sehr nahe, wenn man eher den eigenen Emotionen nachrennt, als auf Fakten zu hören. Fakten können manchmal unbequem sein. Und das ist unattraktiv. Dann bleibt man lieber beim Gefühlten und ignoriert die Fakten. Das hat in den letzten Jahren einen richtigen Aufschwung bekommen, mit diesem absoluten Unwort des postfaktischen Zeitalters. ...
Haben Sie das Gefühl, dass Dummheit in den letzten Jahren zugenommen hat oder entsteht dieser Eindruck durch die sozialen Medien?
Die Dummheit hat nicht zugenommen, sie ist ein stabiler und beachtenswerter Bestandteil der Conditio Humana. Man sollte mit ihr rechnen. Das nicht zu tun, wäre auch dumm. Ich glaube aber, dass die Dummheit aufgehört hat, sich zu schämen. Es ist salonfähig geworden, dumme Positionen lauthals herauszutröten. Man kann sich ziemlich sicher sein, dass man für jede noch so unsägliche Position irgendwelche Mitstreiter findet. Und in der Gruppe ist man dann stark und hat auf jeden Fall recht. Denn wenn viele glauben, was ich glaube, kann ich nicht falsch liegen. Es ist auf jeden Fall wesentlich angenehmer, in einer Gruppe Blödsinn zu schreien, als es allein zu tun. Die Möglichkeiten, Dummheit wahrzunehmen, haben sich vermehrt.
Warum?
Zum einen, weil es über die sozialen Medien möglich ist, sich weltweit zu vernetzen. Zum anderen, weil es kaum mehr ein Korrektiv gibt. Und weil die Politik immer zögerlicher wird, sich von solchen Positionen klar abzugrenzen. Dabei kommen dann die wohlgemeinten, aber im Ergebnis fatalen Bestrebungen heraus, den Dialog mit allen offenzuhalten und jede Meinung wertzuschätzen. ...
Warum sind anscheinend gerade Menschen, die wissenschaftliche Fakten ignorieren, so laut und haben ein so großes Mitteilungsbedürfnis?
Es gibt einen Aphorismus von Stanislaw Jerzy Lec: "Analphabeten müssen diktieren". Und diktieren muss man nun mal laut. Die, die am wenigsten wissen, müssen am lautesten schreien. Die Informierten wissen über die Begrenztheit ihres Wissens Bescheid und sind daher zögerlicher, für sich die absolute Wahrheit zu beanspruchen. Je mehr ich weiß, desto mehr weiß ich auch, was ich nicht weiß. Je mehr ich weiß, desto unsicherer werde ich und desto zurückhaltender im Formulieren absoluter Positionen. Diese Zurückhaltung macht mich wahrscheinlich leiser. Wenn ich hingegen wenig weiß, weiß ich auch nicht, was ich alles nicht weiß und kann mit absoluter Gewissheit laut schreien. ...
Sind ständige Selbstreflektion und lebenslanger Lernwille die beiden wichtigsten Fähigkeiten, um sich selbst vor Dummheit und dummen Entscheidungen zu schützen?
Absolut. Es ist ein sehr guter Schutz, wenn man aus Erfahrungen lernen kann. Und das kann man nur, wenn man sich gelegentlich hinsetzt und über seine vergangenen Entscheidungen nachdenkt und diese bewertet. Nur wenn man das eigene Verhalten und die Entscheidungsfindung überdenkt, kann man einen Lerneffekt daraus ziehen. Im Sinne von: Das war unklug, das sollte man nicht wiederholen. Man muss anerkennen, dass nicht alles, was man für unumstößlich richtig gehalten hat, auch unumstößlich richtig ist. Es ist ein Merkmal der Wissenschaft, dass der Erkenntnisgewinn fortschreitet. Dinge, die einmal geglaubt wurden, können sich durch neue Erkenntnisse relativieren. Wissenschaft ist kaum je völlig absolut. Das sollte man irgendwann begreifen.
Trotz so manchem Tief das ich erlebt habe, immer noch oder gerade deshalb Christ