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Hallo!
Ich wollte einfach mal eine Frage in den Raum werfen. Und zwar geht es (wie im Header zu lesen) um Reformation. Gerade aus der HK-Bewegung hört man immer wieder den Ruf, dass wir als Leib Christi eine Reformation brauchen.
Meine Frage hierzu wäre: Wie genau soll so eine Reformation aussehen?
Geht aber hin, verkündigt und sprecht: Das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen!
Heilt Kranke, reinigt Aussätzige, weckt Tote auf, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr es empfangen, umsonst gebt es!
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Hallo.
Schön dass du zu uns hier gefunden hast.
Also ich kann nicht für eine Bewegung sprechen - wobei man sich fragen muss, ob überhaupt eine solche existiert. Also spreche ich für mich.
Braucht der Leib Christi eine Reformation - also eine Um- oder Neugestaltung? Wie könnte das sein, wenn es doch Jesus selbst ist, der diesen Leib gestaltet. Wäre es nicht eine Anmaßung anzunehmen, wir wüssten es besser als Christus selbst?
Braucht die organisierte Dar- und Zurschaustellung des Leib Christi in der heutigen Zeit eine Reformation? Dazu müsste diese überhaupt Reformationsfähig sein, was ich aber nicht erkennen kann. Es kann nicht etwas Reformiert werden, was schon in seinem grundlegenden Vorstellungen falsch liegt. Hier meine ich schon die Vorstellung, der Leib Christi bedürfe überhaupt irgendeiner hierarchisch geordneten und durch Menschen geformten, programmorientierten Gestaltung.
Wenn es etwas braucht und das bereits geschieht, dann ist es wohl eher, dass der Leib Christi sich neu besinnt, wie Gott sich die NT-Gemeinde vorgestellt hat und was darin tatsächlich wichtig und richtig ist.
Gruß, Charly
Trotz so manchem Tief das ich erlebt habe, immer noch oder gerade deshalb Christ
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@charly
"Wenn es etwas braucht und das bereits geschieht, dann ist es wohl eher, dass der Leib Christi sich neu besinnt, wie Gott sich die NT-Gemeinde vorgestellt hat und was darin tatsächlich wichtig und richtig ist."
Das ist Reformation
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Das kann man als Reformation bezeichnen oder man kann den Begriff in einem engeren Sinne betrachten, nämlich als Erneuerung von Formen / Strukturen. Dann wird aber die Form / Struktur nicht weggenommen, sondern diese lediglich erneuert oder angepasst.
Das, wovon ich sprach, ist aber das entledigen von Formen und Strukturen und die Rückbesinnung auf ursprüngliche Formen.
Eine Kirche kann man reformieren - und sie dabei in ihren grundsätzlichen Strukturen bewahren.
Den Leib Christi kann man nicht reformieren, sondern sich nur neu an Christus orientieren.
Ich hoffe, es wurde etwas deutlicher was ich meinte
Trotz so manchem Tief das ich erlebt habe, immer noch oder gerade deshalb Christ
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Wenn Reformation wichtig ist, dann muss doch auch die Bibel etwas dazu sagen.
Es ist doch äußerst auffällig, wie immer und immer wieder in der Kirchengeschichte Institutionen sich verfestigt haben und der Bedarf nach neuen geistlichen Aufbrüchen auftrat.
Es kann ja nicht sein, dass Jesus das nicht vorhergesehen hat - schließlich betrifft es seinen Leib, die Gemeinde, seine Braut - existenziell.
Wenn er es nicht vorhergesehen hätte, müsste man ihn für einen schlechten Propheten halten.
Wenn er nichts dazu gesagt hätte, für jemanden, der uns bewusst im Dunkeln lässt über ein Thema, das sehr wichtig ist, über das er Bescheid weiß, das uns sehr betrifft, aber zu dem er nichts sagt.
Beides kann nicht sein.
Also muss er dazu was gesagt haben.
Und nur so kann ich diese Verse verstehen.
Es kann ja nicht sein, dass Jesus nur den Übergang vom AT zum NT meint, vom Judentum zur christlichen Gemeinde. Ich finde er formuliert es in Form allgemeingültiger Prinzipien.
Zitat:Er sagte aber auch ein Gleichnis zu ihnen: Niemand schneidet einen Flicken von einem neuen Gewand und setzt ihn auf ein altes Gewand; sonst wird er sowohl das neue zerschneiden, wie auch der Flicken von dem neuen zum alten nicht passen wird.
Und niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche; sonst wird der neue Wein die Schläuche zerreißen, und er selbst wird verschüttet werden, und die Schläuche werden verderben;
sondern neuen Wein füllt man in neue Schläuche.
Und niemand will, wenn er alten getrunken hat, neuen, denn er spricht: Der alte ist milde.
(Lk 5, 36-39, Elberfelder 1985)
Dazu einige Fragen:
1) Was ist der Wein?
2) Was ist der neue Wein?
3) Was ist der alte Wein?
4) Was sind die Schläuche?
5) Wofür stehen alte Schläuche?
6) Wofür stehen die neuen Schläuche?
7) Was bedeutet das Bersten eines alten Schlauchs, in den neuer Wein geschüttet wurde?
8) Was bedeutet das Verschütten des neuen Weins?
9) Was kann man daraus folgern, dass neuer Wein in neue Schläuche gefüllt werden soll?
10) Was kann man daraus folgern, dass vermieden werden soll, neuen Wein in alte Schläche zu füllen?
11) was kann man daraus folgern, dass die, die den alten Wein kennen, den alten Wein mehr schätzen, weil er milder ist?
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Und vielleicht ist "Reformation" tatsächlich das falsche Wort dafür.
Vielleicht sollte man eher "gemeindliche Erneuerung" oder "Erneuerung der Gemeinde" sagen.
Da es weniger darum geht, altem eine neue Form zu geben, sondern eher darum, neu aufbrechendem geistlichen - gemeindlichem - Leben, eine Gestalt zu geben, die diesem angemessen ist.
Und man sollte denke ich schon darüber nachdenken, was ein neuer Schlauch ist. denn ein neuer Schlauch ist, im Unterschied zu gar keinem Schlauch, schon notwendig, damit der Wein nicht verschüttet wird. Oder wäre das jetzt überinterpretiert? Denn Wein ganz ohne Schlauch bringt auch nichts.
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Reformatinon hat mit dem Gleichnis mit den Schläuchen und den Flicken nichts zu tun.
Richard
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Und das nicht, weil.......?
Trotz so manchem Tief das ich erlebt habe, immer noch oder gerade deshalb Christ
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Wenn die Verse mit gemeindlicher Erneuerung (das sage ich lieber als Reformation) nichts zu tun haben, welche dann denn?
Wenn keine, war Jesus dann ein schlechter Prophet? Glaube ich nicht!
Oder hat er uns bewusst im Dunkeln tappen lassen diesbezüglich? Glaube ich auch nicht.
Dass er das Thema für zu unwichtig hielt, könnte das sein? Ich glaube das nicht.
Wenn Jesus gar nichts dazu sagte, wie sieht es dann mit dem Heiligen Geist aus?
"Er wird Euch in alle Wahrheit leiten.."
Hat der Heilige Geist etwas verschlafen? Das glaube ich nicht.
Hat Jesus diesbezüglich nicht die Wahrheit gesagt? Auch das glaube ich nicht.
Also muss Jesus zu dem Thema was gesagt haben. Und welche Verse passen besser zu diesem Thema? Und ich glaube der Heilige Geist will uns in die Wahrheit leiten - in alle Wahrheit. Auch in diese.
Ich will auch darauf hinaus, dass es aus meiner Sinnvoller ist, über Bibelstellen zu diskutieren, die was mit dem Thema gemeindlicher Erneuerung zu tun haben, als über das Wort "Reformation" - das in der Bibel so (meines Wissens) nicht vorkommt. Es ist ein menschliches Wort. Es setzt einen bestimmten gedanklichen Kontext voraus, einen, der Gottes Wirken womöglich unzulässig einschränkt.
Reformation - da ist was was einer nimmt, und in eine neue Form bringt.
Sehr fragwürdig.
Wer nimmt denn das, was da ist um es umzuformen? Luther? Reformatoren? Menschen? Oder Gott?
Was bedeutet umformen? Vorher hatte es eine Form X - nachher eine Form Y? Wie viel Porzellan wird dabei zerschlagen? Unnötig?
Aber beim Weinschlauch ist es anders. Der Weinschlauch mit dem alten Wein wird nicht umgebaut. Es wird kein Porzellan zerschlagen. Er wird einfach - in einem positiven Sinn - links liegen gelassen. Neuer Wein - neue Schläuche. Dehnbare, flexible - formbare - ja. Wenn dann formt sich der neue Schlauch - so wie es sein muss. Aber das ist keine REformation, sondern eine NEUformation. Das ist was anderes. Es wird nichts UMgeformt (um dann möglicherweise so zu bleiben).
Es ist und bleibt flexibel - so wie es der Wein braucht, der noch gärt.
Wein - Geist - der Geist Gottes gärt in dem neuen Wein. Die Organisation, die dieses Phänomen fasst, muss also flexibel sein. Flexible Organisationen - Organisationsformen. Die Natur macht es uns vor. Organische Organisation - eine Tautologie. Denn Organisation kommt von Organ - von Organisch. Ohne Ordnung geht es nicht - ohne Organe. Oder auch "Glieder" an einem "Leib" die zusammenwirken, sich ergänzen. Gemeinsame Funktionen miteinander wahrnehmen, die sie alleine niemals erreichen können.
Eine von Geist Gottes beseelte - flexible Organisation - ein Organismus - das ist etwas Gutes. Zumindest sehr viel besser als Wein, der verschüttet wird.
Verschüttet, weil der neue Wein den alten Schlauch zerreißt. Warum sollte er das tun? Der alte Wein ist ja schon gereift. Er ist gut. Der Gute - teure Wein. Der gärt nicht mehr. Die Genießer, die Kenner, die in die Jahre gekommenen, die wissen den in die Jahre gekommenen Wein zu schätzen.
Trotzdem muss neuer Wein her, denn der alte Wein ist bald alle. Es soll ja auch in Zukunft wieder alten Wein geben. Neue Zeiten, neuer Wein - der besser passt zu den Zeiten, die auf uns zukommen.
Der alte Wein ist gut für die alten Zeiten, und für alle, die die alten Zeiten zu schätzen wissen. Doch neue, junge, Menschen, Lebensweise, Organisationsformen kommen nach. Und neue Impulse des Geistes Gottes, sich auf eine sich verändernde Welt einzustellen. Eine Welt, die komlexer wird, individualistischer, spontaner, unbeständiger, wissensdurstiger, ... Gott liebt alle diese Menschen. Nicht die Menschen sollen sich der Gemeindeform anpassen, sondern die Gemeindeform voller Liebe für die Menschen da sein, die Gott liebt.
Und darum gibt es den neuen Wein.
Weil jede Organisation, die sich nicht anpasst, ändert, adaptiert, die stirbt. Und sie hat es verdient.
Aber die Gemeinde ist vom Geist Gottes beseelt. Und darum stirbt sie nicht. Darum passt sie sich an, darum wird es immer neuen Wein und neue Schläuche geben und auch alten Wein und alte Schläuche, weil die Neuen den Glaube nicht neu erfinden, weil das Neue selten gut und das gute selten Neu ist. Weil die Väter, die uns im Glauben voran gegangen sind, unsere Hochachtung verdienen, denn sie haben ihren Weg bereits hinter sich, während wir ihn noch vor uns haben. Sie waren uns ein Vorbild und wir werden hoffentlich auch einst Vorbilder sein, wenn wir den guten Kampf gekämpft haben und den Lauf gelaufen sind, wenn wir durchhalten bis zum Ende und treu bleiben. Aus diesem Grund achten wir den alten Wein und die alten Schläuche und es steht uns gar nicht zu, diese zu reformieren, weil dies mehr Schaden als nützen würde. Wir haben genug mit dem neuen Wein und den neuen Schläuchen zu tun.
Und wenn dann einst unsere Jungspunde ankommen und uns belehren wollen, wie Gemeinde in 50 oder 100 Jahren zu sein hat, dann werden wir milde lächeln und werden diesen - dann unseren - alten Wein genießen. Und sie wohlwollend begleiten und anleiten, wenn sie es wollen - oder auch ihren Weg gehen lassen.
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Ich gebe mal einen Ausschnitt aus einer Werbebroschüre für ein Qualifizierungprogramm für das Führen und Beraten heutzutage.
Es hat überhaupt nichts mit Gemeinde zu tun. Es ist zu 100% weltlich. Wenn man so will.
Aber Jesus sagt:
Zitat: die Söhne dieser Welt sind klüger als die Söhne des Lichts gegen ihr eigenes Geschlecht. (Lukas 16,8b)
Und
Zitat:so seid nun klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben. (Matth 10,16
Also
Zitat:Führen und Beraten unter zunehmender Komplexität
Führen und Beraten in der Moderne ist hoch anspruchsvoll:
Vernetzung: Nie zuvor arbeiteten Fachkräfte, Unternehmen und Volkswirtschaften so vernetzt wie heute. Je größer und/oder komplexer aber ein System, umso geringer die Steuerungsautonomie für individuelle Akteure. Projekte ergänzen etablierte Prozesse (Anm: Da sind sie wieder die neuen und die alten Weinschläuche!), temporäre Partner kooperieren mit Stabstellen, externe Dienstleister übernehmen die vormaligen Aufgaben interner Abteilungen (Anm: wer will mag das mal auf den fünffältigen Dienst abbilden). Anstatt lediglich Linienfunktionen zu deligieren, müssen Führungskräfte und Berater heute zusätzlich wechselnde Projektpartner orchestrieren und dere Positionen berücksichtigen.
Interdependenz: In einer vernetzten, in Echtzeit interagierenden Welt lassen sich (Spät-)folgen von Entscheidungen immer weniger abschätzen. Vermeintlich richtige Entscheidungen können ungeahnte Schäden bewirken (Anm: Auch bei der evangelischen Reformation ging so einiges ziemlich daneben!). Manager und Berater müssen lernen, komplexe Wechselwirkungen zu antizipieren und zu adressieren. Hierarchieübergreifend müssen jene zu Rate gezogen werden, die es wissen können und umsetzen müssen.
Kooperation: Wer komplexe, unscharf definierte Aufgaben lösen muss, ist auf Zusammenarbeit angewiesen (Anm: Da ist er wieder - der Leib). Er ist davon abhängig, dass die Akteure mitdenken und ihre Ressourcen einbringen. Da sich dies nur beding anweisen lässt (Anmerkung: !!!!!!!!!!!!!), braucht es Versäntigungsprozesse, die seine Interessen deutlich machen - und jene seiner Umgebenden und Untergebenen aufnehmen, die aus ihrer jeweiligen anderen Perspektive zum Erfolg beitragen wollen.
Folglich heißt das Schlüsselwort wirkungsvoller Unternehmensgestaltung und Beratung heute nicht mehr Anweisung (!!!!) sondern Diskurs(!!!).
Quelle: Werbeprospekt der Metaplan.
Muss man alle diese Fremdworte verstehen? Nicht unbedingt.
Was soll das Ganze heißen? Dass die Organisationsexperten der Welt schon längst erkannt haben, dass die Art und Weise, wie wir heute noch unsere Gemeinden organisieren - hierarchisch - Anweisungsgebunden - längst nicht mehr richtig und angemessen ist - wenn es das jemals war.
Mit anderen Worten: Sie - die Söhne der Welt - sind schlauer als die Söhne des Lichts gegen ihr eigenes Geschlecht. Peinlich, aber wahr!
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