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Müssen wir nicht alle Buße tun, wenn es um Klatsch und Tratsch ....
#1
Müssen wir nicht alle Buße tun, wenn es um Klatsch und Tratsch untereinander geht?

Hallo,

zur Zeit beschäftigt mich ein Traktat des Missionswerkes www.bruderhand.de
über Klatsch und Tratsch.

Es ist für mich gar nicht so einfach, einer Person (gläubig oder ungläubig), die mir Dinge über andere weitergibt, Einhalt zu gebieten.

Oder wie schnell gerät man in die Falle, selbst Sachen über andere zu verbreiten, was dann leider Schaden anrichtet.

Wie schützt ihr euch vor solchen Versuchungen?
Wo fängt für euch Klatsch und Tratsch an?
Ist nach diesem Traktat der Großteil unserer Kommunikation mit anderen Klatsch und Tratsch?

Wenn man genau hinhört, wird doch am liebsten über andere geredet ... so erscheint es mir zumindest, oder irre ich mich da?

Ich danke Gott für diese Ermahnung durch dieses Traktat und bitte ihn, mich da wachsamer und vorsichtiger werden zu lassen. Amen.
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#2
Buße tun ist die wichtige Ausgangs- Option. Und es gibt eine weitere Option, nämlich die Möglichkeit im Gebet nachzufragen, wieso eigentlich habe ich Gefallen an Tratsch und Klatsch.

Wobei Klatsch und Tratsch unterschiedlichste Begrifflichkeiten zu zu ordnen sind.

Tratsch und Klatsch geben meiner furchtsamen Krämerseele einerseits, und meinem in mir wohnenden autonomen, heroisch geprägten (aber chancenlosen) Unsterblichkeitsstreben (Selbsterlösung) andererseits, eine gewisse Aufwertung bzw. Selbstrechtfertigung.
Von daher gesehen ist dieser Art zwischenmenschlichen Austauschs, auch ein positiver Aspekt abzugewinnen. Der Level meines Selbstwertgefühls erfährt Aufschwung, kurzfristig aber immerhin.

Über Leute zu klatschen (veraltete Form auch mit der irritierenden Vokabel „Afterrede“ bezeichnet) kann für die Betroffenen zur sozialen Schädigung und bis hin zur Ausgrenzung führen. Auf gerechtfertigte Ausgrenzungen möchte ich hier nicht eingehen.

Man sollte mal den Versuch unternehmen in einer Gruppe über eine anwesende Person zu klatschen. So mutig sind wir nicht. Geht nicht! Sonst wäre es ja auch kein Klatsch mehr.

Jedenfalls aus sozialpsychologischer Sicht hat Klatsch sehr komplexe soziale Funktionen.
Spannungsabläufe hervorgerufen durch Klatsch bei Führungspersonen, haben für ganz Gemeinschaften und Gruppen oft negative Auswirkungen.

Klatsch ist daher auch ein Mittel zur Abwicklung von Rivalität, ohne mit dem Betroffenen selbst konfrontiert sein zu müssen.

Klatsch und Tratsch gelten als Untugend, aber anscheinend gesellschaftlich notwendig für soziale Kontrolle innerhalb einer Gemeinschaft.

Segnet die euch fluchen, diese Worte erscheinen wie aus einer anderen Welt, was sie auch sind.

Jesus lehrt mich nicht zu töten und zurück zu schlagen, nicht durch Worte und nicht mittels Schrift.
Jesus lehrt mich zu sterben, und dieser Prozess, diese geistige Schule ist morgen nicht beendet.

Wer stirbt schon gerne und freiwillig.

Ergo ein bisschen sterben, und ein bisschen klatschen und tratschen.
Gottesmord auf Golgatha
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#3
Zwietracht, Spaltung, Zank und Hader die durch Klatsch und Tratsch respektive durch sogenanntes Afterreden entstehen können werden im Galaterbrief 5 im gleichen Atemzug mit Unreinheit, Ausschweifung, Unzucht, Zauberei und Götzendienst genannt.
Gottesmord auf Golgatha
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#4
Danke Hans-Otto, für diese Ergänzungen.

Heute hatte ich den Fall, dass nach einer gemeinsamen Gebetszeit eine ältere Frau plötzlich lossprudelte, was sie mit ihrem Vater und Großvater und auch mit ihrem Mann später schreckliches Erleben musste.
Alle diese genannten Personen leben nicht mehr. War das nun Tratsch, den ich hätte unterbinden müssen? - Darüber mache ich mir gerade Gedanken.
Ist es denn wichtig für mich, dass ich weiß, was diese Vorfahren für Schwächen hatten?
Ich denke es war für diese Frau wichtig, dass sie darüber mal sprechen konnte ...
Ich hatte mich entschieden ihr zuzuhören, obwohl ich ständig die Ermahnungen in der Bibel (und dem genannten Traktat) im Sinn hatte.

Ich hätte auch zu ihr sagen können: "Es ist für keinen von uns gut, diese vergangenen Dinge wieder hervorzuholen ... "
Offensichtlich war es für diese Frau einerseits eine Not, andererseits ein Stück loslassen, indem sie es ausgesprochen hat (und ihr jemand zugehört hat).
Ein klein wenig konnte ich mit ihr über Vergebung sprechen, hatte aber nicht den Eindruck, dass sie es wirklich verstehen konnte ...
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#5
Theorie und Theologie ist eine Seite eine wichtige, wichtiger aber ist die Praxis.

Erfahrungen die wir hier im tatsächlichen Leben sozusagen in der Realität im Umgang mit dem Menschsein sammeln, sind prägend für uns. Wir halten uns im Bereich des Tatsächlichen, dem wahrnehmbaren auf. Wir bewegen uns meistens in dieser Begrenzung und Beschränkung. Vor dem Überschreiten dieser Begrenzung fürchten wir uns, wir stellen klare intellektuelle Prinzipien auf, verständlich.

Im Kopf kriegen wir theoretisch vergebungsnotwendigkeit noch zusammen, die Entscheidung dazu kommt aber aus dem Herzen und zeigt sich dann in unserem Verhalten, sprich in heilen Beziehungen.
Gottesmord auf Golgatha
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#6
"Monika@:Alle diese genannten Personen leben nicht mehr. War das nun Tratsch, den ich hätte unterbinden müssen? - Darüber mache ich mir gerade Gedanken."

Hallo Monika,
ich bin kein Seelsorger (hier ist meine Frau zuständig), aber ich meine mit Tratsch hat das gar nichts zu tun. Es gibt Vorkommnisse im Leben eines Menschen aus der Vergangenheit, die bearbeitet werden müssen, wenn das Verlangen danach verspürbar ist.
Eventuell stehen bei dieser Frau, weitere Gespräche mit einem ausgebildeten Seelsorger, an.
Ich glaube, du musst dir hier keine Gedanken machen. Das nächste Treffen mit ihr, wird zeigen was dran ist.

Ich kenne den Inhalt deines angesprochenen Traktats nicht, deshalb kann ich dazu nichts weiter sagen.

Gruß
Hans-Otto
Gottesmord auf Golgatha
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#7
Ich glaube, bei dem Thema kann man schnell in eine Falle tappen. Steckt man dort drin, weiß man letztlich nicht mehr, worüber man noch mit anderen sprechen kann. Das kann es ja nicht sein.

Zunächst geht es um die Frage, kann und darf ich mit unbeteiligten Dritten über meine Gedanken, meine Probleme, meine Schmerzen mit und durch andere reden?
Ja, das darf man. Oftmals muss man das auch, damit man seine Seele entlasten kann um überhaupt eine Sicht dafür zu bekommen, wie man damit umgehen kann, was einen belastet. Nicht selten wird einem ein Problem mit anderen, im wahrsten Sinne des Wortes, begreiflich, wenn man das Problem einem Dritten gegenüber mit Begriffen (beschreibenden Worten) beschreibt. Damit wird manchesmal ein Problem erst konkret fassbar und das reden mit einem Dritten trägt maßgeblich zur Lösung bei.

Tatsächlich geht es beim Tratsch und Klatsch - oder wie ich es mit Luther lieber nenne: Afterreden (hier drückt schon der Begriff aus, wie das Ergebnis riecht Wink ) - nicht primär um das Reden über andere, sondern um die Motivation des Mitteilenden und des Zuhörers.

Die Frage ist also: Warum teile ich das mit und/oder warum höre ich mir das an?

Was ist die Zielführung dieses Gesprächs? Soll es den Betroffenen dabei helfen mit der anderen Konfliktpartei in ein konstruktives Gespräch zu kommen? Geht es ggf darum, wie trotz nicht lösbarem Konflikt ein friedliches Mit- oder Nebeneinander erlangt werden kann? Geht es um den Prozess der Vergebung und weiter zu einer Art Versöhnung?

Also nicht das Reden über Andere an sich ist in sich falsch oder Sünde. Sondern die Motivation warum man miteinander über Andere redet macht es erst zur Sünde.

Dabei reicht ein wiederholtes Beteuern, dass man eine Konfliktlösung anstreben wolle, oder ähnliches nicht aus. Oder auch ein lamentieren über biblische und gottgewollte Richtlinien und Vorgaben, rechtfertigt kein Afterreden. Erst wenn man das auch tut, was man dort so preist, wird aus einer hinterfragbaren Absichtserklärung eine konstruktive Handlung. Um diesen Schritt gehen zu können, braucht man gelegentlich die Hilfe von Dritten.
Trotz so manchem Tief das ich erlebt habe, immer noch oder gerade deshalb Christ Cool
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#8
Hallo Hans-Otto,
den Link des genannten Traktats findest du im ersten Posting.
Aber hier kann ich ihn dir auch noch einmal weitergeben:
http://bruderhand.de/download/Traktate/P...f#zoom=125

Da ich mich ja aktuell mit dieser Frage beschäftige, ist wohl die innere Anspannung recht groß, wenn ich mir nun Gegebenheiten anhöre, die irgendwie nach Klatsch und Tratsch 'riechen' , um Charlys Worte zu nehmen.
Wink

Ist eben ein Lernfeld .... aber kein einfaches.

Hallo Charly,
genau dieser Gedanke wird zeitweise sehr stark in mir: ich weiß gar nicht, worüber ich noch reden kann, ... ohne in die Tratschfalle zu tappen.

In dem Fall dieser älteren Frau (über 90) war es schwer für mich zu erkennen, ob sie einfach nur Zuwendung haben wollte, oder ob es tatsächlich ein befreiendes Gespräch werden soll.
Ich tat was ich konnte, und versuchte dabei auf den Herrn zu hören.
Doch schnell merkte ich, dass sie mit meinen Begrifflichkeiten wie Vergebung, Befreiung, etc. kaum was mit anfangen konnte. Da wusste ich schließlich auch nicht, wie ich es anders vermitteln könnte .... das fand ich sehr schade.
Meine Motivation war schon, dass sie frei wird, von diesen belastenden Erinnerungen. Ich kann auch nicht wissen, wieviel Zeit ihr dafür noch bleibt ....
Und wenn ich auf Jesus zu sprechen kam, meinte sie immer wieder:
Wir sind halt katholisch .... wir hatten da keine Kirche mehr und keinen Pfarrer ...
Das war dann wohl eher in der Kriegszeit. Aber offensichtlich hat ihr da das Verständnis gefehlt.
Und ab da konnte ich dann auch nix mehr machen, um ihr Jesus nahe zu bringen.
Ich hoffe, dass mein Zuhören das dann ausgeglichen hat, das fehlende Verständnis, meine ich.
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#9
Gerade bei psychisch Kranken oder dementen Personen sind die seelischen Verstrickungen in solchen Erfahrungen so stark, dass sie immer wieder eine Entlastung mittels einer zuhörenden Person brauchen. Dieses Bedürfnis solcher Menschen ist nicht mit dem Redebedürfnis von psych. Gesunden vergleichbar. Es wäre ein immenser Fehler dort eine echte Lösung alleine auf dem Weg der Vergebung zu erwarten. Hier handelt es sich zum Teil auch um traumatische Erlebnisse, die tief im Gehirn eingebrannt sind. Oder es handelt sich um (zwanghafte) Gedankenschleifen, aus denen ein solchartig Erkrankter nicht einfach aussteigen kann. Solchen Menschen ist es wirklich eine echte Hilfe, wenn man - auch zum xten male - ihnen zuhört und ihnen Mut und Trost zuspricht.
Trotz so manchem Tief das ich erlebt habe, immer noch oder gerade deshalb Christ Cool
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#10
Unter Klatsch und Tratsch verstehe ich Gerede über andere Menschen, bis hin zur üblen Nachrede. Man äuserst sich negativ über andere und gibt Gerüchte weiter usw.

Tatsache ist nunmal das wir im Grunde ständig über andere Reden, die Frage ist nur wie tun wir das? Die Bibel spricht in seinen Geboten auch davon, dass wir nicht falsches Zeugnis ablegen sollen, hier sehe ich einen klaren Zusammenhang.

Wenn wir mal ins Gespräch über einen anderen Menschen kommen, bleibe ich dann bei der Wahrheit? Bleibe ich sachlich und gerecht dem nicht Anwesenden gegenüber? Übertreibe ich nicht und bin ich willens eigenen Ärger mit diesem direkt zu klären?

Christen fallen schnell in eine duckmäusige Haltung und trauen sich dann oftmals gar nichts mehr zu sagen. Das kann dann auch dazu führen, das kein vernünftiges Gespräch über Wahrheiten mehr möglich ist und so vielleicht sogar wichtige Prozesse verhindert.

Bernd
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