16.12.2007, 14:53
Zitat:Es muss unterstrichen werden, dass ohne weiteres nacheinenader und nebeneinander Gemeinde an verschiedenen Orten Ekklesia heißt. Dass dabei eine eigentliche örtliche Bindung nicht das Entscheidende ist, erhellt sich daraus, dass auch von einer Ekklesia in Judäa, Galliläa und Samaria gesprochen wird.
Das steht im Widerspruch zu der Aussage von Derek Prince. Derek Princes Aussage ist, dass die regionalen Nennungen von Gemeinde im Plural erscheinen. Es wäre sicher sinnvoll das zu klären, denn aufgrund von widersprüchlichen Istanalysen Schlussfolgerungen zu ziehen, ist eine haarige Sache.
Zitat:Es ist vielmehr so, dass an den genannten Orten sich die Ekklesia findet, was durch die Nennung von Ekklesien nicht verwischt werden kann und soll.
Was soll das bedeuten? Was ist hier mit ?Ort? gemeint? Die Region wie Judäa, Samaria oder Galliläa, oder die Stadt wie Rom oder Ephesus? Oder eine Generalisierung von beidem?
Ich bin kein Griechisch Spezialist. Dennoch erscheint es mir klar zu sein, dass Kittel selbst zugibt, dass in Regionen die Ekklesia im Plural auftaucht. Das bestätigt er. Die einzige Abweichung zwischen der Interpretation von Kittel und Derek Prince ist die Interpretation dieser Tatsache. Das basiert Kittel auf den Plural promisque, was auch immer das ist. Das kenne ich im deutschen nicht, bin aber gerne bereit es zu lernen. Dieser Plural promisque soll anscheinend weniger Plural sein als der reine Plural. Zumindest ist er aber auch kein Singular.
Zitat:Weiter führt Kittel aus, dass auch für die heidnische Versammlung das Wort Ekklesia benutzt wird ...
Genau! Eine Ekklesia ist eine zusammengerufene Versammlung. Eben darum geht es ja genau. Eine Ekklesia ist nicht eine abstrakte Einheit.
Darum ist es einleuchtend, dass es die Ekklesia im Haus gibt, und die Ekklesia in der Stadt. Beispielsweise ist es absolut einleuchtend, dass die Ekklesia in der Stadt zusammengerufen wurde, wenn ein Apostelbrief verlesen wurde, wenn Menschen getauft wurden, wenn allgemein relevante Lehre weitergegeben wurde, wenn Aufgaben verteilt wurde, die die ganze Ekklesia der Stadt betreffen. Beispiel für das letztere ist die Berufung der Diakone in Jerusalem, die für das Austeilen des Essens verantwortlich waren. Das war keine Sache der einzelnen Hausgemeinde.
Zitat:Diese ist im Gegensatz zu anderen (weltlichen) Ekklesien kein Quantitäts- sondern ein Qualitätsbegriff. (Kittel)
Zitat:Haben wir es hier nicht schon mit der Umsetzung einer theologischen Überzeugung bereits in der Übersetzung zu tun? Ich denke schon. (Charly)
Ich denke auch. Es ist schon ein weiter Schritt von einer konkreten Versammlung zu einer rein abstrakten zu gehen.
Ich stimme zu, dass es aus praktischen Gründen unmöglich ist, die weltweite Gemeinde zu einer konkreten Versammlung zusammenzurufen. Trotzdem sollten wir nicht vergessen, dass es eine solche konkrete Versammlung auch geben wird, nämlich im Himmel.
Auch die Ekklesia der Israeliten war konkret.
In Bezug auf die Stadt sehe ich keine solchen konkreten Hindernisse. Zumindest weit weniger konkrete Hindernisse als die Zusammenrufung einer Denominationsversammlung nationsweit oder sogar weltweit (im Sinn eines Deligiertenverfahrens ? das wieder den Nachteil hat, dass nicht jeder Gläubige daran teilnehmen kann). In meiner früheren Denomination beispielsweise wurde in Kansas City / USA durch die Weltversammlung entschieden, ob es mir erlaubt ist, Alkohol zu konsumieren oder nicht. Das ist doch absurd!
Die Hindernisse für die Versammlung der Stadtgemeinde sehe ich eher in der theologischen Abgrenzung. Und die ist aus meiner Sicht sowieso fragwürdig.
Zitat:Für mich ist es noch lange nicht eine biblische Sicht, wenn manche Theologen eine ähnliche Meinung haben. Dass diese Meinung biblisch ist, möchte ich zunächst glaubhaft belegt haben.
Sehe ich ebenso wie Du. Ich würde mich als Berufstätiger und Familienvater gerne darauf verlassen können, was gelehrt wird, da ich nicht die Zeit habe, viele Detailstudien zu betreiben. Aber leider muss ich immer wieder sehr viele Ungereimtheiten dabei feststellen. Zwischen Lehrern oder zwischen dem, was ich in der Bibel lese und dem was Lehrer sagen. Ich vermisse aber auch diejenigen,die sich die Mühe machen, diese Ungereimtheiten einmal anzugehen. Also muss ich mich doch selbst bemühen.
Es ist ja nicht so, dass es ein rein theoretisches Problem ist. Meine Familie ist unmittelbar betroffen und in Mitleidenschaft gezogen dadurch, dass in dieser Stadt Tausende von Christen wohnen, es aber nicht gelingt, Gemeinschaft zu haben. Wie sehr sehnen wir uns danach. Wir haben bestimmt alleine in unserer Straße sagen wir 50 Christen. Die einen gehen zu den Rußlanddeutschen Baptisten ? die Frauen mit Kopftuch. Die anderen gehen in die Vineyard. Ich ging in die FeG. Jetzt nicht mehr wegen unserem Austritt. Jeder ist so beschäftigt mit seinem Gemeindeprogramm.
Ich habe zwar schon einmal beispielsweise mit dem Nachbarn nette Gespräche gehabt. Aber alles wozu es geführt hat ist, dass er mich zu seinen Gottesdiensten eingeladen hat. Eine Gemeinschaft in der Straße ist nicht enstanden.
Als Hindernis dazu sehe ich auch, dass jeder beschäftigt gehalten wird mit den Interessen seiner Denominationsfiliale. Es ist das Ziel jeder Denomination zu expandieren, um die denominationsspezifische Spezialerkenntnis zu verbreiten und dadurch an Einfluss zuzunehmen, man könnte auch sagen sich gegen die anderen Denominationen zu behaupten. Die Spezialerkenntnis ? die ja noch nicht mal falsch sein muss ? aber im Sinn von Stückwerk eben nur ein Teil des Ganzen - wird dann gehegt und gepflegt, weil sie ja die eigene Existenzberechtigung begründet. Aus dieser Motivation heraus entsteht der Wunsch, missionarisch tätig zu sein, was aber das gleiche bedeutet, wie die Leute der eigenen Denominationsfiliale zuzuführen. In diesem Sinn habe ich die Einladung in seinen Gottesdienst verstanden.
Es wäre viel sinnvoller, täten wir uns in der Straße zusammen, würden ein gemeinsames christliches Zeugnis aufbauen, würden nicht an den unterscheidenden Traditionen klammern. Wir könnten in unserer Straße eine viel konkretere Wirkung entfalten. Aber es ist auch eine Kapazitätsfrage, denn wenn die Denominationsfiliale die ganze freie Kraft aufbraucht, ist dazu nichts mehr vorhanden.
Denn es würde sicherlich erst mal einiges an Diskussionen und Bibelarbeiten benötigen, um in grundlegenden Gemeinschaftsfragen auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.
So aber leben wir als Christen in dieser Straße nebeneinander her. Wir leiden darunter, die anderen weniger, und das war?s. Ich glaube nicht, dass das der Wille Gottes ist.