25.12.2007, 15:49
Zitat:Gott zeigte es mir:
1. Vergeben, vergeben, nochmal vergeben, loslassen, loslassen und nochmal loslassen, sie segnen und - frei werden.
2. Die Realität erkennen, von Illusionen und Sentimentalität freiwerden. Denn das ist die Situation in vielen Städten Deutschlands - man muß sich damit klar kommen, das Paradies kann ich hier auf Erden nicht verwirklichen. Und ich muß aufpassen, dass ich nicht das selbe tue, wenn ich nicht vergebe und die Leute richte. Die Gefahr ist groß, ich habe selbst einige Jahre eine Gemeinde als Pastor geleitet und ich habe die Gefahren und Versuchungen kennengelernt.
Immerhin sind wir entschieden weitergekommen in der Gemeindeentwicklung - Gott hat im Laufe der Jahrhunderte viele seiner Wahrheiten wiederherstellen können, bis hin zum apostlischen- prophetischen Dienst, es fehlt noch die \"Bewegung der Heiligen\" und damit die Erneuerung der Gemeinde als ganzes.
Und überleg mal, in den letzten Jahrzehnten sind meines Wissens nach keine neue Denomination mehr entstanden - die Lehrfragen stehen heute nich mehr im Mittelpunkt, es geht mehr um Struktur und um Leiterschaft.
Ich habe beobachtet, dass viele neuen Gemeinden, z.B. in meiner Stadt und im Ruhrgebiet enstanden, als Abspaltungen - aber keine neuen Konfessionen. Die sind einzeln und viele machen nach ein paar Jahren die gleichen strukturellen und leitungsmäßigen Fehler.
Wir können gerne einmal persönlich über meinen Fortschritt im Vergeben reden. Es ist gut, dass Du es betonst, ich sehe es ähnlich wie Du.
Trotzdem bedeutet vergeben nicht, die selben Fehler immer und immer wieder zu machen oder auch zuzulassen. Es ist legitim über die Ursache der Probleme zu reden und es besser machen zu wollen.
Ich bin auch dafür die Realität illusionslos zur Kenntnis zu nehmen. Doch bei mir gibt es einen sehr großen Unterschied zwischen einer Istanalyse und einem Sollkonzept. Die Istanalyse muss möglichst illusionslos sein. Ein Sollkonzept ist aber eine ganz andere Sache. Das muss vor allem in sich selbst stimmig sein. Man kann darüber diskutieren wie weit ein Sollkonzept vom Istzustand entfernt sein darf, damit eine realistische Möglichkeit besteht, dass es erreicht werden kann. Darüber kann es sehr verschiedene Auffassungen geben. Es ist auch die Frage, wie viel man bereit ist zu investieren oder wie hoch das Risiko ist, mit einem sehr weitgehenden Sollkonzept existierende Systeme zu instabilisieren, und wie viel Erfahrung man schon sammeln konnte und vie gut man sich in der Sache auskennt. Nach Menschenweise gesprochen.
Ich würde nicht so frei denken, wenn ich Teil einer existierenden Versammlung wäre. Das Risiko der Instabilisierung dieser Versammlung wäre zu groß. Aber Gott hat es so geführt, dass ich derzeit nicht Teil einer solchen Versammlung bin. Ich bin in einem Zwischenzustand - denn so soll es nicht immer bleiben. Im Moment habe ich wahrscheinlich den größtmöglichen Freiraum in Bezug auf die Frage, welches Sollkonzept ich nach dem Willen Gottes anstreben soll.
Das möchte ich erreichen, ein in sich stimmiges Bild, das nicht ignoriert, was ich bisher von der Bibel und vom Leben - also vom Herrn - lernen konnte.
Danach kann man sich Gedanken machen, wie ein Transitionsprozess aussehen kann. Vielleicht dauert der auch 50 Jahre. Wer weiß das schon? Vielleicht besteht er darin, es meinen Kindern beizubringen und noch ein paar anderen, und erst nach mehreren Generationen trägt es seine Früchte. So wie beim Senfkorn.
Das hat meiner Meinung nach mit Paradies auf Erden nichts zu tun. Davon werden wir dann noch immer Lichjahre entfernt sein. Doch dieses Argument wird auch immer wieder gerne aus der Schublade gezogen, wenn Menschen sich nicht verändern wollen. Ich sehe nicht, dass wir das Recht haben, einen Standard als "normal" zu etablieren, der geringer ist als der Standard, den das Wort Gottes von uns fordert.
Und auch dass es schon viele versucht haben und nicht geschafft - Deiner Argumentation folgend - schreckt mich nicht ab. Weil nämlich wie Du schon sagst trotzdem Fortschritte erreicht wurden - aber anscheinend immer noch etwas nicht so recht berücksichtigt wurde. Denn nehmen wir an, diese von Dir genannten Gemeindegründungen wären dem Plan Gottes gefolgt. Dann muss ich sagen würde das bedeuten, dass der Plan Gottes nicht perfekt wäre. Das ist er aber. Darum müssen auch diese Gründungen in irgend einer Weise von Gottes Plan abgewichen sein.
Meiner Argumentation folgend könnte das zum Beispiel sein, dass die Leiter nicht eingebunden waren in eine stadtweite Ältestenschaft, die das notwendige Maß an Korrektiv gewährleistet hat und sie somit leichter in die Versuchungen fallen konnten, die es eben nun mal gibt.
Glaube ich für mich ein Festhalten an dem, was nicht sichtbar ist. In dem Sinn halte ich an dem Bild von Gemeinde fest, was ich noch nicht verwirklicht sehen kann. So lange es das ist, was das Wort Gottes lehrt. Und um das zu klären, haben wir anscheinend noch etwas Arbeit vor uns.