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Hallo,
in letzter Zeit bewegt mich die Frage, warum sich eigentlich Christen bei uns im deutschsprachigen Raum dazu entscheiden Hausgemeindemitglieder zu werden. Daher wollte ich euch mal fragen, warum ihr in einer Hausgemeinde seid oder darüber nachdenkt in eine zu gehen.
Manchmal bekomme ich den Eindruck, dass Hausgemeinden für so manchen ein Fluchtort vor herkömmlichen Gemeinden sein könnte. Also nicht die Überzeugung, sondern der Frust brachte sie dazu Mitglied einer Hausgemeinde zu werden.
Was denkt ihr? Warum seid Mitglied in einer Hausgemeinde? Welche anderen Begründungen (außer die in der Umfrage) fallen euch dazu noch ein?
Gruss, Charly
Trotz so manchem Tief das ich erlebt habe, immer noch oder gerade deshalb Christ
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23.03.2007, 10:12
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.03.2007, 10:14 von guido.)
Hallo Charly,
Ich tu' mir schwer, auf diese Frage zu antworten. Ich versuche mal kurz zu erklären, warum dies so ist:
Zuerst ein Statement: Ich bin nicht "Mitglied" in einer Hausgemeinde.
Ich gehöre zu keiner Hausgemeinde. Ja wir leben und erleben Gemeinde mit allem, was man in Apg. nachlesen kann (Gebet, Gemeinschaft, Brotbrechen, Lehre, Leben-Teilen, ...).
Wir erleben das zusammen mit mehreren Geschwistern, die wir unterschiedlich oft sehen. Meist geschieht das in 2er-, 3er- oder auch 4er- (2 Ehepare) -Gruppen. Wobei einige dieser Personen sich in der Regel gar nicht sehen. Manchmal sehen wir ein/zwei Wochen niemanden von diesen Geschwistern ... aber dann auch wieder öfters in einer Woche.
Ich kann sagen, dass wir mit diesen Menschen Gemeinde erleben ... aber das ist eben nicht das, was zumindest einige hier im Forum unter der " Gemeindeform Hauskirche/Hausgemeinde" verstehen.
Wenn ich den Begriff "Hauskirche/Hausgemeinde" verwende, dann viel lieber als Arbeitsbegriff, aber nicht als "Beschreibung einer Gemeindeform", oder einer "Gemeindgründungsmethode". ... sondern als Begriff, bei dem es um " erlebte und gelebte Gemeinde und Nachfolge Jesu" geht. "Haus" steht für mich dabei als Synonym für "Lebensumfeld" und "Lebenszentrum", d.h. dass ich Gemeinde lebe, dort wo ich gerade bin!
Das ist kurz Umrissen mein/unser Weg, wie wir zur Zeit Gemeinde leben. Ich hoffe, dass wir in der Zukunft nicht an der Form hängen bleiben, sondern auch unser "Gemeindeleben" von dem formen lassen, der die Gemeinde baut. Wir sind unterwegs ...
Nun ein kurzes Feedback zu einzelnen (nicht allen) Umfragepunkten: - Ich bin von dieser Gemeindeform überzeugt
NEIN! Ich bin nicht von einer GemeindeFORM überzeugt! Es geht meiner Ansicht nach in erster Linie auch nicht um die Form. Denn der Inhalt muss stimmen! Welche Form dann für wen am passendsten ist, das muss eine Gruppe von Christen selbst herausfinden.
- Ich bin von herkömmlichen Gemeindeformen frustriert und habe mich deshalb für eine Hausgemeinde entschieden
JA! Ich habe viel Frust in "herkömmlichen Gemeindeformen" erlebt. Und ein (nicht der einzige) Grund war, dass die FORM wichtiger wurde, als das gelebte Miteinander und Füreinander. Das System bestimmte das Gemeindeleben. Und ich habe teilweise dem System gedient anstatt meinem Herrn. Das Ende der örtlichen Gemeindesituation und auch der damit verbundene Frust waren Auslöser dafür, dass meine Frau und ich uns auf machten, andere Wege zu suchen, wie Gemeinde unkomplizierter und einfacher gelebt werden kann.
Den Frust und die Wunden, haben wir zum großen Teil hinter uns gelassen. Und Gott hat vieles davon geheilt ... und auch Beziehungen hat er wiederhergestellt.
Frust, ist nicht der Grund, warum ich dort bin, wo ich bin. Aber Frust war ein Punkt von anderen, die Veränderung in meinem Leben bewirkten.
- Ich halte die Hausgemeinde für die einzig richtige/biblische Gemeindeform
Ich glaube, das habe ich weiter oben schon deutlich genug geschrieben. Ich bin der Meinung, dass es nicht "die einzig richtige/biblische Form" für Gemeinde gibt.
Leider ist es aber auch so, dass Formen negativen Einfluss auf die Beziehungen haben können. Es gibt Formen, die Machtstrukturen fördern, bzw. wo Machtstrukturen Teil einer Form sind.
... aber es kann auch umgekehrt sein, dass gelebte Machtstrukturen entsprechende Formen hervorbringen. oder wo Neues Leben bestehende Formen sprengt und zerstört (junger Wein in alten Schläuchen).
Es gibt aber sicher auch Formen, in denen ich mit meiner Familie nicht Jesus nachfolgen könnte, weil diese Formen nicht zu umserem Weg mit Jesus passen. Aber es kann sein, dass gerade diese Formen für andere Menschen und ihren Weg mit Jesus passend, richtig und förderlich für das Reich Gottes sind.
So, ich hoffe, ihr habt ein klein wenig mich und meinen Weg verstanden.
Seid herzlich gegrüßt,
Guido
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Hallo Guido,
deine Antwort auf Charlys Umfrage ist sehr interessant und lässt sich als guter Diskussionsaufhänger nehmen.
Was du anfangs beschreibst, sehe ich auch so. Gemeinde bzw. Hausgemeinde ist für mich "fluid" geworden. Abgesehen davon gibt es mittlerweile auch hier schon wieder ein Label, man sprich von der "Fluid Church".
Aber was dahinter seht ist auch das, worin ich lebe - flexible Beziehungen, nicht immer an feste Orte oder Zeiten gebunden, sondern es geht um das gemeinsame Leben oder "Erleben", von dem was Gemeinde ist. Es ist eine große Freiheit, in der man sich befindet (- man muss nur aufpassen, dass man nicht "wegfließt" - "g").
Z.B. Wechseln wir auch die Gruppen oder Orte - wir treffen uns mal hier mit Geschwistern, mal dort, in unserem Hause, an öffentlichen Orten etc. Die Größe, die Zahl der Leute ist nicht mehr wichtig, das offizielle Programm ist nicht mehr wichtig. Nachdem wir unsere "Hausgemeinde" in drei Minigemeinden aufgeteilt haben ist dieser Prozeß erst richtig in Gang gekommen. Eine Gruppe 4-6 P)hat gar keinen festen Ort - in den letzten Monaten waren sie in erster Linie bei einer der 2 Familien mit 5 Kindern, die etwa 40 km entfernt wohnen behilflich ihr Haus in einer ländlichen Gegend gemeinsam auf Vordermann zu bekommen. Diese Familie sucht jetzt ein Haus im Ruhrgebiet und muß das alte verkaufen. Also waren sie Samstags immer zum Arbeiteinsatz zusammen und hatten natürlich Gemeinschaft etc. - Sie befinden sich im Übergang und wir sind gespannt, wie das weitergehen wird.
Unserer Zweite Gruppe sind die "Kinder", Roses Sohn und Frau und ein junges Koreanische Ehepaar, wo die Frau am Anfang unserer Gemeinde zum Glauben kam. Sie haben jetzt insgesamt 3 Kinder unter 3 Jahren, da muß man felxibel sein, mal ein anderer Ort, mal im Krankenhaus mal nur Besuche mal keine Treffen wegen Krankheit - kurz viel Bewegung.
Und dann unsere Gruppe, mit den drei Kernleuten der "Muttergemeinde" und jetzt wechselnd mal mit zwei ungläubigen Chinesen und einer ungläubigen Bekannten.
Dann wieder 1- 2 Mal im Monat treffen wir uns mit einem Eheepaar mit einem Kind, nicht in Essen etwa 10 Km entfernt um die zu unterstützen, die wollen auch bei sich "Gemeinde leben", sind aber alleine, um sie zu ermutigen sind wir öfter da.
-- Und so ist bei uns alles sehr infomell flexibel und locker geworden.
Aber was ein herausragender Zentralisationspunkt für alle geworden ist, ist unser monatlicher Hausgottesdienst bei uns, der meist den ganzen Tag dauert. Das haben wir alle als festen Punkt schätzen gelernt.
Gruß Richard
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Und das, was allen bewusst ist: - Wir hören auf Jesus und wollen tun, was er uns zeigt!
- Wir sind Geschwister!
- Wir gehören zu seinem Leib!
- Wir gehören zusammen!
- Wir stehen füreinander ein!
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Hallo Ihr,
Charlay hat eine Frage gestellt: In letzter Zeit bewegt mich die Frage, warum sich eigentlich Christen bei uns im deutschsprachigen Raum dazu entscheiden Hausgemeindemitglieder zu werden.
Antwort: Der HERR sprach und sagte zu UNS - Euer Weg geht in die Hausgemeinde-Bewegung. Für uns war das undenkbar, doch es geschah so.
kochy
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Hallo
Das Beantworten der Umfrage viel auch mir etwas schwer. Ich habe mich dann für den letzten Punkt entschieden.
Persönlich bin ich von dieser "Gemeindeform" überzeugt, insbesondere weil sich in einfachen, kleinen Gemeinschaften das besser umsetzen lässt, was das Neue Testament lehrt.
Manchmal habe ich aber den Eindruck, dass in gewissen Kreisen die Idee "Hausgemeinde/Hauskirche" schon fast vergöttert wird. Hauskirche darf nicht zum Ziel werden, sondern ist ein Mittel zum Zweck. Wir haben hier auf der Erde noch einen Auftrag:
Zitat:
Markus 16,15
Würde es nur darum gehen, dass es uns gut geht und wir uns möglichst wohl fühlen, dann wären die Heiligen vermutlich schon lange in himmlische Gefielde entrückt worden, wo es uns dann bei unserem Herrn definitiv und unwiderruflich "wohl ist".
Gruss
Jürg
skype: jbolli
ICQ: 297457582
zweioderdrei.net
So steht nun fest in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat,
und lasst euch nicht wieder in ein Joch der Knechtschaft spannen! (Schlachterübersetzung)
(Gal. 5, 1)
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