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Geistliches Wachstum
#1
Hejo hat in einem anderen Thread ein wichtiges Thema angeschnitten.
Da sollten wir uns gegenseitig bei helfen:

Zitat:... wollte nur mal sagen, dass wir unsere Blicke und auch Herzen auf etwas anderes
richten sollen, naemlich auf das Wesentliche. ...

Gerade jetzt vor Weihnachten bei Einkaeufen, hab ich mir gedacht, wie schoen waere es ,
nur mal so durch die Supermaerkte oder Geschaefte zu gehen, ohne sich von irgendetwas
verlocken zu lassen. Von mir aus schaffe ich das sowieso nie. Dies und das koennte ich
auch brauchen und so ist man schon beschaeftigt mit den Dingen der Welt, muß ja nicht
einmal wegen Weihnachten sein.
...
Es ist ja nicht verkehrt oder gar eine Suende, doch sieht man erst, welche Macht solches
auf mich auswirkt. Die Verlockungen der Welt sind allgegenwaertig. Aber brauche ich das?
...
Wie aber sieht mein Leben als \"nicht mehr zu dieser Welt gehoerend, aber doch noch in ihr
lebend\", wirklich aus?

Ich sehe da zwei Hauptprobleme mit dieser Thematik:
1) Die viel zu künstliche Trennung zwischen meinem "geistlichen" und meinem "normalen" Leben.
Solange mir nicht klar wird, dass eine solche Unterteilung gar nicht existiert, werde ich eine
Menge unnötige Energie in einen unnötigen Kampf verschwenden.

2) Meine Tendenz, dieses "Problem" mit meiner Anstrengung zu lösen. Ich muss einfach mehr Bibel
lesen, mehr Stille-Zeit, mehr geistliche Konferenzen, mehr....

Lese gerade, wie es Bruder Laurentius ging: "...dass er 'zehn Jahrekang Gedanken machte, Gott nicht
so nahe zu sein, wie ich es wünschte [...]. Manchmal wurde es so schlimm, dass ich befürchtete, auf
dem Weg in die Hölle zu sein - weil ich Gott bewußt beleidigte - und dass es keine Rettung für mich
geben könne.' Dies war der Punkt an dem Laurentius aufhörte, überhaupt noch Wachstumsschritte zu
erwarten. Als er seine eigene "Langsamkeit" akzeptierte, gelang es ihm endlich, Gottes Gnade von einem
Augenblick zum nächsten anzunehmen."

Kleine Nebenkriegsschauplätze sind also auch:

3) Meine Tendenz, mit mir und Gott nicht ehrlich umzugehen. (Wie rede ich wenn ich bete? Ist da nicht oft
schon allein die (Aus-)Sprache eine andere als meine "normale?)

4) Der Verlust der Bedeutung der Gnade. "Was geschieht nach der Gnade?" Ich bin bekehrt. Und jetzt? Ist
Gnade nicht mehr so zentral!?

Pls brothers and sisters (where are the sisters here?)
let's help us together

blessings

HaKi
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#2
Hallo Haki und andere -

Klar, unser Wachstum als Christ sollte geistlich und nicht religös sein. Dazu könnte man viel sagen.
Und ich bin überezeugt, dass Hejo das auch weiß - er ist doch schon ein alter Hase auch in diesen Dingen, was ich aus der Kommunikation bisher herausgehört habe.
Da denke ich können wir von ihm einiges lernen.

Für mich ist jedoch die Frage, da wir im Hauskirchen- Forum sind, was bedeutet das angewandt auf Hausgemeinde. Bietet sich nicht in der Hausgemeinde eine echte Chance, das geistliche nicht von dem Natürlichen abzutrennen? Kann dadurch nicht falscher Frömmigkeit und Gesetzlichkeit entgegengetreten werden.
Ist nicht gerade das herkömmliche Gemeindesystem, wie wir es kennen gelernt haben ein Übeltäter in dieser Richtung: Am Sonntag geh ich in den Gottesdienst, in die Gemeinde und bin ganz fromm und zu Hause , am Montag, "lass ich wieder die Sau raus"?
Da ist eben die Chance der Hausgemeinde - Hausgemeinde ist für mich Gemeinde "immer" - von Mo bis So - mit wechselnder Besetzung. Das ist es, was ich erlebe. Die Grenzen zwischen der natürlcihen Familie und den geistlichen Geschwistern verwischen sich mehr und mehr - der Alltag ist auch das Gemeindeleben, Masken kann man da nicht mehr aufsetzen - alles wird echt und ist auch - unser Schmerzen unser Versagen - und wir können uns gegenseitig helfen.

Richard
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#3
Zitat:Bietet sich nicht in der Hausgemeinde eine echte Chance, das geistliche nicht von dem Natürlichen abzutrennen? Kann dadurch nicht falscher Frömmigkeit und Gesetzlichkeit entgegengetreten werden.

Ja Richard, das meine ich auch. Aber auch in einer Hauskirche passiert das nicht von selbst.

- Um die Trennung von "normalen" und "geistlichem" Leben aufzuheben, muss also das normale Leben in der Hausgemeinde vorkommen.

- Wenn wir feststellen, dass sich dort eine "Lücke" auftut, habe wir in der Klein-Gemeinde die Chance das anzusprechen, das anzupacken.

- Wenn unsere Gebete / Gespräche mit Gott anders sind, als unsere Gespräche mit Freunden / Kollegen / Nachbarn, dann können wir versuchen das zu ändern

- Wenn wir merken, dass wir keine Gnade mehr nötig haben und Probleme damit haben gnädig mit anderen umzugehen, dann können wir da was tun.

Meine Frage zielte in die Richtung: Wie ist das bei euch? Was geschieht bei euch konkret, damit der Unterschied zwischen dem Leben in der Hauskirche und dem Rest kleiner wird?

Aber da ist ein großer Verdacht: Wollen wir das überhaupt?

Oder ist Hausgemeinde nur die Reaktion auf eine Situation, wo ich Gemeinde nicht so gestalten konnte wie ich wollte. So manche Diskussion in diesem Forum legt mir diesen Verdacht nahe.

God bless u all

HaKi
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#4
Hallo Haki,

den Konflikt, von dem du redest gibt es bei mir nicht mehr. Es ist sicherlich mehr eine persönliche Anglegenheit, die mit Hausgemeinde an sich gar nicht soviel zu tun hat, sondern mit meiner eigenen geistlichen Entwicklung.

Bei mir ist es so, dass ich diesen Konflikt für mich schon lange gelöst habe - 1989 bin ich aus meinem damaligen "gesellschaftlichen Leben" (fester Arbeitsplatz mit gutem Gehalt und Aufstiegschancen ausgestiegen und habe mich entschieden, mich ganz von Gott abhängig zu machen. Etwa sieben Jahre habe ich gebraucht, um mich damit zu arrangieren, es war nicht leicht. Jetzt bin ich da, wo ich mir da gewünscht habe: Die Aufteilung zwischen säkular und geistlich ist weg und meine Arbeit gehört auch in meine Privatleben und mein Gemeindeleben gehört auch zu meinem Arbeitsleben und mein Privatleben ist gleichzeit Gemeindeleben. Sicher, nicht jeder mag das.

Innerhalb unseres Netzwerkes erlebe ich im Grunde, dass nur die, die den Weg in konsequente Jüngerschaft gefolgt sind und Schritte in ihre Berufung gegangen sind in gleicher Weise Erfahrungen wie ich mache.
Dann gibt es innerhalb der Hausgemeinden viele (die Meisten), die weiterhin in dem Spagat zwischen säkularer Welt und geistlicher Welt stehen. Genauso, wie es das auch in anderen Gemeinde gibt. Da sehe ich keinen Unterschied.
Manche können sich kein anderes Leben vorstellen und sind damit mehr oder weniger zufrieden (immerhin sind sie materiell gut ausgestattet) ein anderer Teil der Leute ist damit unzufrieden aber nur wenige packen den Schritt in eine konsequente Auflösung der Zerteilung - es ist ja auch ein gewagter Schritt. Zu bedenken ist, dass Jesus sagte: "Wer meine Jünger sein will, der ...
Das ist meine Erfahrung, geschildert aus meiner Sicht.

Gruß Richard

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#5
Hi Richard,

das ist schön zu lesen.

Ich kenne schon einige Leute, die kennen den Konflikt nicht mehr. Aber was in wirklichkeit passiert ist, sie sind so "geistlich", dass sie mit dem natürlichen überhaupt nichts mehr anfangen. Ich glaube, dass Jesus z.B. von den konfliktlosen "geistlichen" seiner zeit als extrem ungeistlich eingestuft wurde. Wie siehst du das?

blessings

HaKi
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#6
Hallo Haki,

vielleicht liegt das Problem an der Formulierung der Probelmatik.
Man muß zwischen unterschiedlichen Konflikten unterscheiden:
- geistlich und säkular
- geistlich und fleischlich
- geistlich und natürlich

Dass ich keine Problem und keine Konflikte mehr mit natürlichen Dingen habe, habe ich nicht gesagt. Auch mit fleischlichen Herausforderungen habe ich nach wie vor zu kämpfen, weil ich Mensch bin, bis an mein Lebensende.
Aber ich kenne nicht mehr das Problem, dass mich der gesellschaftliche, berufliche, familiäre und private Alltag daran hindert mein Christsein auszuleben.

Paulus oder Petrus waren ganz für den Herrn da, sie konzentrierten sich voll auf das Reich Gottes und seine Anliegen, trotzdem hatten auch sie hier und da mit ihrem Fleisch und mit ihrer Natur zu kämpfen. Sie waren auch nur Menschen wie du und ich, dieser Kampf bleibt bis an unser Lebensende.
Aber den Kampf, ganz für das Reich Gottes zur Verfügung zu stehen und nicht mehr geteilt zu sein zwischen säkularer Welt und Reich Gottes, den hatten sie hinter sich - und ich auch, Gott sei Dank.

Das meine ich und das ist Jüngerschaft. Jesus ruft in die Jüngerschaft. Du kannst an Jesus glauben und doch kein Jünger sein. Zur Jüngerschaft wirst du nicht gezwungen, es ist eine freiwillige Sache, aber wenn du einmal eingestiegen bist, dann gibt es kein zurück mehr. Ein Jünger lebt ganz für Jesus auch mit seinen natürlichen und fleischlichen Anfechtungen. Das bleibt ein Leben lang.

Hausgemeinden werden sich nur dann erfolgreich multiplizieren, wenn in ihnen echte Jüngerschaft geschieht.

Gruß Richard

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#7


Halllöchen,

ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich eine Frau bin, dass ich ganzheitlicher lebe und denke! Mein Halbtagsjob, der (noch) zu meinem Leben gehört, fordert mich täglich heraus, mit Jesus diesen zu erledigen, ich kann währenddessen loben, bitten, wenn mich jemand verletzt hat, vergeben, wenn jemand bedrückt ist, ein gutes Wort sagen usw., also ist mein Arbeitsplatz nicht nur als säkular zu sehen, und auch zu Hause wartet die Wäsche und das Kochen, auch säkular? Dabei kann ich gut in Sprachen beten? Und in der Hausgemeinde lache ich herzhaft mit den anderen über einen Witz, den jemand erzählt, der vielleicht noch nicht sehr weit in seinem Leben in Heiligkeit vorangeschritten ist, aber gut Witze erzählen kann! Wink

Edelgard
im Wesentlichen Einheit - im Unwesentlichen Freiheit - in allem Liebe
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#8
Hallo!

So gut kann ich Richards Mitteilungen verstehen udn nicht weniger die von Edelgard.
Ich glaube, dass es von Bedeutung ist, dass Jesus die Herrschaft, die Mitte, das Zentrum in meinem Herzen, meinen Gedanken und meinem Tun ist, in der Teilzeit- oder Vollbeschäftigung, ob in der Welt oder in der (Seiner) Gemeinde...überall und zu jeder Zeit.
Wir wollen IHM dienen, für IHn und damit für die Menschen (in der Welt , in der (Seiner) Gemeinde dienstbar sein, überall und zu jeder Zeit, auch in der Hausgemeinde und und und

Ulrich


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#9
Hallo,
ich denke ich bin noch nicht richtig verstanden worden.
Unter "säkular" verstehe ich weltlich, nicht natürlich, nicht menschlich. Siehe: Säkularismus
Bitte genau lesen, was ich geschrieben habe:
Zitat:Aber den Kampf, ganz für das Reich Gottes zur Verfügung zu stehen und nicht mehr geteilt zu sein zwischen säkularer Welt und Reich Gottes, den hatten sie hinter sich - und ich auch, Gott sei Dank.
Das Reich Gottes ist überall, auch in meiner Privatwohnung, beim Abspülen, in der Familie, bei der Arbeit etc. Und gerade in den alltäglichen Dingen zeigt sich die Echtheit meiner Jüngerschaft.
In Jüngerschaft zu leben heißt nicht, dass ich meine Arbeit verlassen muß - es heißt viel mehr das tun, was Jesus sagt und dahin zu gehen und das verlassen, wozu Jesus mich auffordert.

Gruß Richard
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#10
Hallo Richard, meinst Du, wenn ich Dich jetzt richtig verstehe, dass, wenn man in der Säkularen Welt eine Arbeit hat, kann man nicht Jünger Jesu sein? Wenn man Deine Zeilen so liest, hat man den Eindruck, nur ganz für den Herrn da zu sein ist, nur im Reich Gottes, sprich Gemeinde oder Werk zu arbeiten.
Es mag vielleicht Deine Berufung sein und noch so manch anderer, doch glaub ich, trifft das nicht auf alle zu. Es gibt auch andere Berufungen. Hat nicht auch ein Paulus gearbeitet, um für sich und die seinen zu sorgen, wenn es nötig war?
Doch geht es darum, noch in dieser Welt zu sein, aber nicht mehr von ihr beeinflußbar und manipulierbar zu sein. Leider kann uns das aber im "Reich Gottes" genauso passieren, wenn wir mit denselben Mitteln und Methoden arbeiten, wie die Welt. Was unterscheidet uns dann von der Weisheit dieser Welt?
Mit lieben grüssen aus Österreich, Hejo. Big Grin
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