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Hallo,
ich denke, ich habe aus meiner Erfahrung zu dem Thema etwas beizutragen.
1. Beispiel:
Vor etwa 8 Jahren war ich Teil eines Leitungsteams von 9 Personen im neu entstandenen Hauskirchen- Netzwerk Deutschland (im Ruhrgebiet). Auf einer mehrtägigen Klausurtagung, war ein Berater dabei, der uns anleitete einen sogenannten "Bund der Barmherzigkeit" zu schließen. Jeder unterzeichnete dazu eine entsprechende Erklärung. Der Inhalt erinnert mich an die Verpflichtung, die Jerry Cook in seinem Buch erwähnt.
Das Team bestand etwa 5 Jahre mit der Mehrzahl der betreffenden Leute. Zwischendurch haben wir immer wieder mal an unseren Bund gedacht und gefragt, ob er tatsächlich eine Auswirkung hatte.
Im nachhinein, kann ich sagen, dass wir in den ersten Jahren, als immer wieder Konflikte und Missverständnisse aufkamen, durch die gemeinsame Verpflichtung Ermutigung verspürten dranzubleiben, auch wenn man sich von anderen veletzt oder abgelehnt fühlte. Auf die Dauer zeigte sich aber, dass die persönlichen Unterschiede zu groß waren und es keinen Sinn mehr hatte die Beziehung so aufrecht zu halten. Teilweise gingen wir mit Meinungsverschiedenheiten auseinander.
2.Beispiel:
Angeregt durch den Vorschlag von Dick Scoggins erarbeiteten wir in unserer Hausgemeinde 2003 eine gemeinsame "Erklärung", die wir den "Bund der Liebe" nannten. Jeder unterzeichnete das Papier mit seiner Unterschrift - enthalten waren darin unsere Glaubensgrundlagen, unsere Vision als Hausgemeinde und was wir unter Gemeinde verstehen und leben wollen. Dazu gehörte auch die liebevolle Gemeinschaft.
Ich denke, dieser Bund war der eigentliche Start der Gemeinde - er verstärkte die gemeinsame Hingabe aneinander und den Zusammenhalt durch eine gemeinsame erklärte Vision.
Ric
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Fazit:
Ich denke, für einen gewissen Zeitraum können solche Verpflichtungen durchaus sinnvoll sein und den Zusammenhalt und die Gemeinschaft stärken.
Allerdings, so meine ich heute - sollte man diese Art der Verpflichtung nicht als Gesetz sehen und nicht eng halten, wie z.B. ein Gelübde, das stark an eine abgebene Verpflichtung auf unbestimmte Zeit bindet.
Es muss offen bleiben, begrenzt für die Zeit des Zusammenlebens und die Möglichkeit zum Ausstieg aus zwingenden Gründen freihalten.
Ric
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Ich gebe Richard hier recht.
Ich möchte auf echte biblische Bünde hinweisen, die uns hier ein Beispiel sein können.
Zum einen den Ehebund, der wohl wesentlich höher zu bewerten ist als solche Verpflichtungen. Selbst bei diesem Bündnis, welches zunächst für eine Lebenszeit geschlossen wird, gestattet Gott unter bestimmten Umständen die Auflösung dieses Bundes. Also selbst hier sagt uns die Bibel, dass menschliche Bünde scheitern können.
Der einzige, mir im Moment gegenwärtige, Bund zwischen Menschen in der Bibel, der tatsächlich sogar über den Tod hinaus gehalten hat, war der Bund zwischen David und Jonatan. Diese Freundschaft zwischen den Beiden war so herausragend, dass sie uns bis Heute berichtet wird. So herausragend, dass sie deutlich macht, dass dies eben nicht die Regel ist.
Wenn man sich mit der Absicht einer solchen Verpflichtung beschäftigt, sollte man sich klar machen, dass man dann, wenn man eine derart formulierte Verpflichtung bricht, sich zum Lügner macht. Wozu, fragt man sich - frage ich mich? Wozu solche hochtrabenden Verpflichtungen und Bünde?
Es mag hilfreich sein, wenn man sich vor Gott und nur vor ihm, selbst an eine solche Absichtserklärung binden möchte. Mehr kann das aber nie wirklich sein, als eine Absichtserklärung. Man erklärt und bezeugt damit, dass man die Absicht hat sich derart zu verhalten. Zu mehr sind wir Menschen tatsächlich selten in der Lage. Da hilft auch kein religiös motiviertes Wunschdenken.
Es kann auch hilfreich sein in einer Gruppe gemeinsam eine Zielsetzung und / oder auch eine Absichtserklärung zu vereinbaren. (So etwas zu unterschreiben halte ich pers. für albern und letztlich überzogen.) Aber in solchen Zielsetzungen sollte eben immer auch ersichtlich sein, dass es Gründe geben mag, die das Erreichen des Ziels nicht möglich machen.
Um es nochmal ganz klar aufzuzeigen: Nein, solche Verpflichtungen sind nicht Jesusgemäß, weil Jesus niemals seine Jünger zu solchen aufgerufen hat. Es gibt kein Beispiel aus dem NT, dass uns zu solch einer Handlung aufruft. (Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.)
Bemerkenswert finde ich auch, dass solche Vorschläge für Bünde und Verpflichtungen anscheinend hauptsächlich aus Amerika kommen. (Auch W. Simson hat in seinem Buch hier nur aus Amerika abgekupfert.) Was mir allerdings in so manchen Erlebnissen mit Amerikanern deutlich wurde ist, dass die amerikanische Kultur mit derartigen Bündnissen deutlich legerer umgeht wie es Europäer tun. Hier haben wir es also durchaus auch mit markanten Kulturunterschieden zu tun und sollten deshalb nicht alles, was aus Amerika kommt so eins zu eins übernehmen. (So etwas war noch nie gut!)
Trotz so manchem Tief das ich erlebt habe, immer noch oder gerade deshalb Christ
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Nur um mich selbst zu sortieren:
Den Inhalt halte ich in jedem Fall für jesusmäßig.
Dieses als Vertrag zu Unterzeichnen, wobei klar ist dass man den Vertrag brechen wird (wir sind eben nicht Jesus) ist sicher nicht jesusmäßig.
Sich den Inhalt als Ziel klar zu machen ist aber bestimmt nicht falsch. Ich kann mir auch gut vorstellen, diesen Text mit meiner Gemeinde zu bearbeiten und gemeinsam für dieses Ziel zu beten. Ich glaube, es ist auch nicht zu viel, wenn ich meinem Bruder verspreche ihn nicht bewußt zu verletzen etc. Wenn ich das nicht sagen kann, halte ich mir dann nicht bewußt alle Türen auf um mein Versagen zu rechtfertigen?
Habe ich mit meinem Versprechen Jesus gegenüber nicht auch diesen Inhalt als mein Ziel bereits erklärt? Wieso muß ich mich sosehr an so einem Text aufreiben?
Es ist doch ein positives, erstrebenswertes Ziel.
Wie gesagt, ich dachte es geht um die Herzenshaltung und nicht um Vertragsabschlüsse mit einzelnen personen.
Claudia
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@Schlufy
das war auch meine Eingangsfrage:
Zitat:Was macht dass mit Euch, wenn ihr euch vorstellt, diess Herzenshaltung zu Menschen einzunehmen.
An so etwas wie einem Vertrag hatte ich bei meiner Frage nicht gedacht. Deshalb habe ich die Diskussion interessiert verfolgt und mich gefragt, was der Auslöser ist, in diese Richtung zu denken:
* leben * einfach leben * einfach Gemeinde leben *
daraus wachsen Schätze, die ich gern teile, weil ich so oft von den Schätzen anderer profitiere
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Diese Redewendung war für mich der Auslöser
Zitat:Lieber Bruder, ich weiss mich dir gegenüber verpflichtet. / Verpflichtung
Ric
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Ein paar Verse zum Thema:
Zitat:Seid niemand irgend etwas schuldig, als nur einander zu lieben! Denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt.
(Röm 13, 8, Elberfelder 1985)
Zitat:So sind auch die Männer schuldig, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst.
(Eph 5, 28, Elberfelder 1985)
Zitat:Hieran haben wir die Liebe erkannt, daß er für uns sein Leben hingegeben hat; auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben.
(1.Jo 3, 16, Elberfelder 1985)
Zitat:Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, sind auch wir schuldig, einander zu lieben.
(1.Jo 4, 11, Elberfelder 1985)
Ich finde es faszinierend, dass - Wir sowieso schon in der Schuld des Bruders stehen unser Leben für ihn hinzugeben, egal ob wir eine Verpflichtung eingehen oder nicht. Diese sind wir schon eingegangen, indem wir unser Leben Jesus übereignet haben.
- Dass die Liebe zur Ehefrau besonders genannt wird als Schuld (Verpflichtung), die der Mann zu erfüllen hat.
- Dass es offensichtlich unmöglich ist, diese Schuld oder Verpflichtung jemals vollkommen zu erfüllen, denn Röm 13,8 impliziert, dass man die Liebesschuld niemals abtragen kann.
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Zitat:Wir sowieso schon in der Schuld des Bruders stehen
Sorry, aber das sehe ich etwas anders. Ich stehe nicht in der Schuld gegenüber meinem Bruder, sondern gegenüber Gott - was ein wesentlicher Unterschied ist.
"Verpflichtung" trifft es hier auch besser als "Schuld".
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