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Ich nehme aus dem Forum "Hauskirchen auf dem Weg zur Denomination?" einen Eindruck mit: wir versuchen immer noch viel zu sehr, unsere Freiheit in Christus durch Namensgebungen, Strukturen etc. oder deren Vermeidung zu schützen.
Aber der wahre Angriff auf unsere Freiheit ("Alles ist erlaubt, aber nicht alles nützt") ist doch die Gesetzlichkeit. Der Hauptkonflikt der frühen Kirche war die mit den Gesetzeslehrern; der Galaterbrief bringt das nur am deutlichsten zum Ausdruck, aber wir finden das an vielen anderen Stellen.
Da hilft aber nur eines: der Neue Mensch in Christus ist völlig vom Gesetz befreit und braucht andere Neue Menschen, die ihn in dieser Überzeugung bestätigen. Dann fängt das Abenteuer an: wie sehen Gemeinde, Beziehungen, Heiligung, Veränderung, Leiterschaft etc. aus, wenn wir mit dem Freiheit vom Gesetz endgültig Ernst machen? Ich kann mir vorstellen, daß Hauskirche Sinn macht, wenn sie diesen Inhalt leben will ...
Und wo haben wir Leiter, die uns in dieser Freiheit ermutigen? Hat nicht schon Petrus ängstlich den Schwanz eingezogen vor den Gesetzeslehrern? Also werden wir uns anfangs einfach allein auf den Weg machen müssen - vielleicht ganz allein.
Ich halte das für den wahren Konflikt - und viele andere Konflikte folgen einfach nur daraus.
Leider kenne ich als Autor nur Jeff VanVonderen, der in seinen Büchern konsequent Ernst macht mit diesem Ansatz. Aber das ist eigentlich schade: sollte es nicht Dutzende seiner Sorte geben, statt der Hunderten von Gesetzeslehrern, die ihre Bücher über dem geplagten Volk Gottes abladen?
Wieviel Gesetzlichkeit steckt eigentlich hinter dem Hauskirchen-Denken?
- "Wenn wir das tun, passiert jenes"
- "Entweder gehörst du zu uns oder zu ihnen"
- "Wir geben dir Gemeinschaft, wenn du an Jesus glaubst - und an die Hauskirche"
Und ich bin sicher, daß es da noch mehr gibt ...
O.K., das war jetzt nicht sehr systematisch, aber vielleicht doch verständlich ...
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Gesetzlichkeit oder Gesetzlosigkeit??
Wir sind befreit vom Fluch (der Übertretung) des Gesetzes. Was liegt denn dann noch an uns auf dem Weg zum Heil? Vieles: Nicht das Gesetz, oder die Weisung Gottes ist abgeschafft, sondern die Liebe bringt die Erfüllung desselben. Das beinhaltet sozusagen eine aktive Handlung unsererseits in Bezug auf den Nächsten. Wir sollten drauf schauen, wie Jesus durch seine Liebe regiert, da gibt es keine Gesetzlichkeit.
Jürgen
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Zitat:Aber der wahre Angriff auf unsere Freiheit (\"Alles ist erlaubt, aber nicht alles nützt\") ist doch die Gesetzlichkeit. Der Hauptkonflikt der frühen Kirche war die mit den Gesetzeslehrern; der Galaterbrief bringt das nur am deutlichsten zum Ausdruck, aber wir finden das an vielen anderen Stellen.
Da hilft aber nur eines: der Neue Mensch in Christus ist völlig vom Gesetz befreit und braucht andere Neue Menschen, die ihn in dieser Überzeugung bestätigen. Dann fängt das Abenteuer an: wie sehen Gemeinde, Beziehungen, Heiligung, Veränderung, Leiterschaft etc. aus, wenn wir mit dem Freiheit vom Gesetz endgültig Ernst machen? Ich kann mir vorstellen, daß Hauskirche Sinn macht, wenn sie diesen Inhalt leben will ...
Und wo haben wir Leiter, die uns in dieser Freiheit ermutigen? Hat nicht schon Petrus ängstlich den Schwanz eingezogen vor den Gesetzeslehrern? Also werden wir uns anfangs einfach allein auf den Weg machen müssen - vielleicht ganz allein.
Ich halte das für den wahren Konflikt - und viele andere Konflikte folgen einfach nur daraus.
Lieber Harald, das Gesetzlichkeit leider vielfach vorhanden ist, ist meines Erachtens auf ein anderes Problem, naemlich des Unglaubens zurueckzufuehren ist. Denn der Mensch will sich nicht so recht auf Abenteuer Glaube (also Vertrauen, das Gott handelt, wie er will und nicht wie ich es mir vorstelle) einlassen, sondern will seine "Sicherheiten" haben.
Aber aus meiner Sicht und Erfahrung weitaus groessere Problem ist, dass wir sehr wenige Vaeter haben im Reich Gottes, sondern meist nur Gesetzeslehrer, wie Du sagst, oder Zuchtmeister.
Vaeter schauen auf ihre Kinder, lieben, loben und foerdern sie, dabei dienen ihnen Projekte und sonstiges zur Zuruestung und Foerderung ihrer Anvertrauten.
Hingegen nehmen manche Leiter zur Verwirklichung ihrer Visionen, Ziele und Projekte Diener und Juenger fuer sich in Anspruch, wobei leider des oefteren welche auf der Strecke bleiben, sprich: ausgebrannt, enttaeuscht, entmutigt, verletzt, bis hin zum totalen Handtuchwurf.
Solchen Enttaeuschten wieder auf die "richtige Bahn" bringen, naemlich wie Juergen auch schreibt, die Liebe Gottes ihnen wieder nahe bringen, ist ein sehr schwieriger und langwieriger Prozess.
Darum sind auch die Hauskirchen nicht das Allheilmittel fuer solche Congregationalisten, sondern indem wir Vaterschaft leben beugen wir solchen vor und versuchen solche Schaeden auszubessern.
Ich denke "Vaterschaft in der Hauskirche" waere ein sehr interessantes eigenes Thema.
Ein frohes und erfuelltes Pfingstfest Euch allen, Hejo.
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Hallo Harald und andere,
ich finde das Schlagwort "Gesetzlichkeit" ziemlich missverständlich: es gibt ja durchaus ein Gesetz, unter dem wir stehen, nämlich "das Gesetz des Geistes und des Lebens in Christus Jesus" (Römer 8,2). Das nämlich hat uns frei gemacht vom "Gesetz der Sünde und des Todes" (ebd.). Dieses "Gesetz der Sünde und des Todes" meint, dass alles, was wir aus eigener Kraft heraus tun, letztlich in Sünde und Tod endet. Daher sind wir aufgerufen, in Christus zu bleiben und uns durch seinen Geist leiten zu lassen.
Indem wir uns leiten lassen, erkennen wir die Ordnungen Gottes und halten sie ein, bzw. ebenso wir erkennen das, was nicht in Seinen Ordnungen ist und wenden uns davon ab. Das ist ein Prozess, der dem Leben unter dem "Gesetz des Geistes und Lebens in Christus" sozusagen innewohnt. Wenn wir in diesem Geiste Auseinandersetzungen um "Denominationen" oder "Namensgebungen" hier im Forum führen, finde ich das durchaus nützlich.
Ich stimme mit Jürgen überein, dass sich an der Liebe zeigt, wie sehr wir das Gesetz erfüllen - und ich denke, das heißt: das Gesetz des Geistes und des Lebens in Christus.
Vergleiche hierzu auch Mt 24,12: "Und weil die Mißachtung von Gottes Gesetz überhandnimmt, wird die Liebe bei vielen erkalten".
In diesem Sinne möchte ich also lieber zu mehr richtiger "Gesetzlichkeit" aufrufen, als die falsche "Gesetzlichkeit" zu verurteilen.
Aber vielleicht, lieber Harald, meinst du genau das?!
Rainer
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Hallo, Rainer!
Ich meine nicht das, was du beschrieben hast. Ich glaube, daß wir wirklich ganz und gar von der Erfüllung des Gesetzes befreit sind. Wenn wir es nebenbei doch erfüllen, ist das auch o.k. - aber es gibt keine MUSS mehr in diese Richtung.
Aber davor gibt es eben sehr viel Angst. Und ein paar Bemerkungen in den Beiträgen zu diesem Forum bestätigen mich in meiner Auffassung: daß nämlich auch viele Hauskirchler ein genauso unklares und problematisches Verhältnis zum Gesetz haben wie viele "Normalkirchler" in Frei- und Volkskirchen. Was soll dann aber mit der Hauskirche letztlich besser werden? Gesetzlich sein kann man auch in Gruppen zu 6-15 Leuten ... Wo ist da der Fortschritt?
Und was ist mit den Gesetzlichkeiten der Hauskirche, die ich aufgezählt habe? Da gibt es doch sicherlich noch mehr, oder? Etwa "Wir müssen immer zusammen essen", "So wenig zentrale Veranstaltungen wie möglich"?
Danke für euer Mitdenken
Harald
Hi Harald,
nur weil berühmte Vordenker in Büchern schreiben, wie Hauskirche zu funktionieren hat und "X Leitsätze zum Thema Hauskirche" oder ähnliche Kataloge aufstellen, heißt das nicht, das Hauskirche auch nur eine andere Form der "Gesetzlichkeit" ist.
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Nein, gegen Strukturen habe ich wirklich nichts, wenn sie der Sache dienen. Mich stören auch keine Regeln, solange sie transparent sind und nicht im Widerspruch stehen zu unserer Freiheit in Christus.
Vielleicht kann man es einfach so sagen: Die Hauskirchenbewegung verkauft zuviel "OK-Sein durch Hauskirchler-Sein". Man hat einfach viel zu schnell das Gefühl, irgendwie "richtiger" zu sein als die anderen. Dabei geht es doch wieder nur um die soundsovielte Struktur, die nun endlich den Durchbruch bringen soll. Aber ich finde, daß Inhalte und vor allem die Menschen, die sie vertreten und leben, viel entscheidender sind. Und diese Menschen werden durch die Hauskirchen-Ideologie viel zu oft ermutigt, ihre Gerechtigkeit nicht nur aus Jesus zu beziehen, sondern auch aus ihrer richtigen Sicht auf Kirche. Aber diese Gefährdung teilen sie natürlich mit anderen (Volks-, Frei- und Sonstigen) Kirchlern.
Und dazu hat die Hauskirche noch Regeln, die die angebliche Freiheit gleich wieder einschränken. Ein paar dieser Regeln habe ich ja versucht aufzuzählen, aber ich glaube eben, daß es noch mehr gibt ...
Aber vielleicht wiederhole ich mich nur ...
Was mich betrifft ist es dir bisher nur nicht gelungen klar zu machen, wo du diese Hauskirchler-Meinung her hast. Ich kann deine Haltung z.Zt. einfach nicht nachvollziehen.
Natürlich findet man in einem Hauskirchen-Forum tendenziell mehr Leute, die von HK begeistert sind. Und, wie ich meine auch tendenziell mehr Leute, die durch andere Strukturen erheblich verletzt wurden.
Aus deinen Äußerungen schließe ich, dass du eher negative Erfahrungen mit Hauskirche gemacht hast. Und natürlich ist auch eine Hauskirche nicht davor sicher doch eher eigene Königreiche aufzubauen als an Gottes Reich zu bauen.
Was ist die Folge aus dieser deiner Beobachtung? Heißt das für dich. Hauskirche taugt genau so wenig wie Standardgemeinde also bleib ich lieber solo-Christ? Oder was ist deine Schlußfolgerung?
Eins ist klar: Auch in einer Hauskirche sind Menschen. Und deshalb auch Probleme. Nur sind da eben weniger. Deshalb auch weniger Probleme
Ich fand deine Aussage über Apostel recht interessant. Sie scheint mir zu dem Verständnis von
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Hallo Harald!
Wenn ich aus Deinem Beitrag es richtg entnehme, meinst Du, wenn man Hauskirche hat, oder in einer lebt, alles okay ist? Ich bin der Meinung, dass Hauskirche keine neue Denomination ist oder werden soll, sondern ein von Gott gegebenes Werkzeug. Natuerlich kommen wir aus einem Hintergrund, wo uns verschiedene andere Verhalten, Regeln, Gesetze, usw einsuggeriert wurden. Ob das jetzt von Volks- Frei- oder anderer Kirche war, ist eigentlich egal. Meist war ein Mittler vorhanden, der uns sagte, was Gott von uns will, was wir tun sollten. Aus diesen Hintergrund auf einmal zu wissen, wie der Hase in der Hauskirche laeuft oder zu laufen hat, ist fuer mich wie wenn Russland oder Afrika auf einmal freie florierende Marktwirtschaft leben sollten.
Ich glaube Harald, gerade in Hauskirchen will uns der Herr zum Leben mit / aus einer tiefen Beziehung mit IHM herausfordern und in Folge auch untereinander. Manche kriegen das eben so ganz gut hin, andere brauchen dazu Strukturen und Regeln als Hilfsmittel dazu, weil sie es jahrelang so gewohnt waren. Alles aber soll der Beziehungsvertiefung dienen. Wer dann am Herzen Jesu ist, wird es unmoeglich als laestige Pflicht oder Gesetzlichkeit sehen, IHM nachzufolgen und seine Auftraege auszufuehren.
Hat er doch seine Gesetze in unsere Herzen geschrieben, dann leben wir doch jeden Tag von neuem daraus, aus seinem Leben und das in ganzer Fuelle.
Mit ganz lieben Gruessen aus Oesterreich, Euer Hejo.
Hallo Ihr alle!
Ich finde diesen Dialog sehr interessant. Ich persönlich glaube, dass die Gefahr der Gesetzlichkeit in keinem Gemeindemodell größer ist - vor allem aber in der Hausgemeinde glaube ich, dass durch das (hoffentliche) Fehlen liturgischer Formen und Förmlichkeiten einige Anlässe für gesetzliche Streitpunkte wegfallen. Zum Beispiel die Frage nach dem "richtigen" Verhalten und der "richtigen" Kleidung in einem kirchlichen Gebäude fällt in einem normalen Haus bzw. Wohnung weg.
Ein hoch interessantes Buch, das alle von Euch angesprochenen Punkte aufgreift, ohne in genaue Strukturanweisungen für Gemeinde zu verfallen, ist das Buch Beyond Radical von Gene Edwards, ISBN 0-940232-70-7. Edwards stellt hier zwei radikale Fragen: Was wäre, wenn Du herausfindest, dass KEINE EINZIGE heutige Gemeindepraktik bei Protestanten (und Katholiken sowieso) aus dem ersten Jahrhundert stammt? Und: Was wäre, wenn Du herausfindest, dass fast alle Dinge, die wir Protestanten praktizieren in den letzten 500 Jahren entstanden sind?
Einige Punkte seiner Lehre teile ich nicht, aber das Buch ist echt faszinierend - ich habe vieles ganz neu gesehen.
Gruß und Gottes Segen,
Christo
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