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Liebe Geschwister,
manchmal gibt es beim Bibellesen und -erforschen Aha-Momente, wenn man an Inhalten oder Zusammenhängen etwas entdeckt oder begreift, was zu größerer Klarheit und Erkenntnis führt. Ich denke, es wäre hier im Forum ein guter Platz, so etwas zu teilen. Ich würde mich freuen, auch von anderen Geschwistern ab und zu etwas in der Richtung zu hören bzw. zu lesen.
Ich selber arbeite an der Fertigstellung einer eigenen Übersetzung des Neuen Testaments, die, wenn der Herr will, noch dieses Jahr erscheinen wird. In vielen Jahren meiner Beschäftigung damit, ist mir natürlich auch einiges Interessante aufgefallen, was mir selber im Verständnis weitergeholfen hat und wovon ich etwas weitergeben möchte. (Zitierte Bibelstellen stammen aus meiner eigenen Übersetzung.) Ich beginne damit, euch eine Reihe von Personen vorzustellen, die im NT mehr oder weniger wichtig oder auffällig sind.
Ich fange mal an mit Matthäus:
Matthäus stellt sich in seinem Evangelium nebenbei selbst vor - in Mt. 9,9: "Und als Jesus von dort weiterging, sah er einen Menschen am Zoll sitzen - der Matthäus genannt wird - und er sagte ihm: „Folge mir!“ Und der stand auf und folgte ihm."
In den Parallelstellen bei Markus und Lukas heißt dieser Zöllner nur "Levi" bzw. "Levi der Sohn von Alfäus". Das war wohl sein ursprünglicher Name. Aber von Matthäus selbst wird Wert drauf gelegt, einen Beinamen zu nennen: "- der Matthäus genannt wird -".
Es gibt in den Evangelien eine Parallele dazu, nämlich: "Simon, der Sohn von Johannes, - der Petrus genannt wird -". Den neuen Namen hatte Jesus dem Simon gegeben, und wahrscheinlich hat Jesus so auch dem Levi einen neuen Namen gegeben. In allen Aufzählungen der zwölf Jünger im Neuen Testament wird er dann immer nur noch mit diesem neuen Namen "Matthäus" genannt.
Der Name ist hebräisch und hieß ursprünglich "Mattatjahu", abgekürzt wurde er zunächst zu "Mattitja" und noch kürzer zu "Mattai". Der Grieche musste dann noch eine Endung dranhängen und sagte "Matthaios", und über die lateinische Bibel ist er dann als "Matthäus" zu uns gekommen.
Der Name bedeutet "Geschenk des HERRN". Wie treffend für einen Zöllner, der für die damaligen Frommen ein Ausgestoßener war und nun in der Nachfolge von Jesus ein neues Leben, einen neuen Namen, eine neue Identität bekommt!
Dieses etwas ausführlicher und manch anderes kann man auch nachlesen auf meinem Blog:
www.neues-testament.org
Mit herzlichen Grüßen! Uli.
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Hallo Uli,
deinem Blog folge ich bereits (via RSS-Feed).
Ein solcher Austausch würde mir gut gefallen
Gruß, Charly
Trotz so manchem Tief das ich erlebt habe, immer noch oder gerade deshalb Christ
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Hallo ihr Lieben,
heute er zähle ich euch mal einiges über Markus, den Autor des Markusevangeliums.
In sein Evangelium hat er sich wohl mit einer kleinen Selbstvorstellung eingeschmuggelt, in Markus 14,51+52, wo die Jünger nach der Verhaftung von Jesus alle fliehen: "Und ein junger Mann war mit ihm gegangen, der war mit einem Leinentuch bekleidet und darunter nackt. Und sie packten ihn, und er ließ das Leinentuch zurück und floh nackt." Wer weiß von dieser kleinen Episode außer ihm selbst? Nur, wenn er hier von sich spricht, hat die Einfügung dieser zwei Verse einen Sinn. So erfahren wir auch, dass er einer aus dem weiteren Jüngerkreis war (also nicht von den "Zwölf"), dass er also Jesus persönlich kannte, und so nicht nur Sammler und Aufschreiber, sondern in manchen Dingen auch Augenzeuge war.
Dass er ein Jerusalemer war, lässt sich aus Apostelgeschichte 12,12 schließen, als ein Engel Petrus aus dem Gefängnis befreit hatte: "Und (Petrus) bemerkte, dass er zum Haus Marias gekommen war, der Mutter von Johannes, der auch 'Markus' genannt wurde, wo ziemlich viele zusammengerufen worden waren und beteten." Das Haus seiner Mutter war also in Jerusalem, und er hatte den hebräischen Namen "Johannes" und den lateinisch/römischen Namen "Markus". Und wir kennen im Neuen Testament nicht nur seine Mutter Maria, sondern auch seinen Onkel Barnabas, der in der Jerusalemer Gemeinde ein führender Mann war.
Das Phänomen eines hebräischen und lateinischen Doppelnamens begegnet uns auch bei "Saul(us) Paulus" und bei "Silas Silvanus". Vielleicht war es ein Zeichen der römischen Staatsbürgerschaft, dass man als Jude dann auch einen römischen Namen trug.
So unrühmlich wie seine Flucht in der Nacht der Verhaftung von Jesus endete später auch seine Beteiligung an der ersten Missionsreise mit seinem Onkel Barnabas und dessen Mitarbeiter Paulus. Als es anfing, gefährlich zu werden, verließ er die beiden und kehrte zurück nach Jerusalem.
Später ging er dann aber wieder mit Barnabas auf Missionsreise, und im Philemon- und Kolosserbrief taucht er auch als Mitarbeiter von Paulus wieder auf, während dieser in Cäsarea zwei Jahre im Gefängnis war. Paulus muss ihn von dort auch mit einem Auftrag ausgesandt haben, denn in 2.Timotheus 4,11 will er ihn dann auch gerne wieder zurückhaben: "Nimm Markus auf und bring ihn mit dir mit, er ist mir nämlich sehr nützlich zum Dienst."
Mit herzlichen Grüßen - der Herr segne euch!
Uli
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Hallo ihr Lieben,
heute schreibe ich euch einiges über Lukas,
Das wird zwar etwas länger, aber es lesen's ja ohnehin nur die, die es interessiert ...
Unter den Autoren des Neuen Testaments ist Lukas ein Exot, ein Grieche, von Beruf Arzt, der Jesus nie persönlich kannte und erst Jahre später durch Paulus zum Glauben kam.
In der Apostelgeschichte gibt es zwei Abschnitte, in denen er als "wir" berichtet, d.h. er war da persönlich dabei. Auf der zweiten Missionsreise von Paulus taucht er zum ersten Mal in Troas in Kleinasien auf, als Paulus den Ruf nach Mazedonien bekam: "Und während der Nacht wurde von Paulus eine Erscheinung gesehen: Ein Mann, ein Mazedonier, stand da und bat ihn und sagte:„Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!“ Und wie er die Erscheinung gesehen hatte, wollten wir sogleich nach Mazedonien hinausgehen, weil uns klar war, dass Gott uns hinrief, ihnen die gute Nachricht zu bringen." Dieser erste "wir"-Bericht endet dann gleich wieder in Philippi. Lukas blieb dann wohl dort, als Paulus nach Thessaloniki weiterreiste.
Auf der dritten Missionsreise von Paulus ist er dann auf der Rückreise von Korinth ab Philippi wieder dabei, er könnte also die ganze Zeit bei der Gemeinde in Philippi gewesen sein: "Es schlossen sich ihm aber an: Sopatros, der Sohn von Pyrros, von Beroia, von den Thessalonikern Aristarchos und Secundus, Gaius aus Derbe und Timotheos, aus der Provinz Asia Tychikos und Trophimos. Diese gingen uns voraus und erwarteten uns in Troas. Wir aber fuhren nach dem Tag der ungesäuerten Brote mit dem Schiff von Philippi ab und kamen bis nach fünf Tagen zu ihnen nach Troas, wo wir uns sieben Tage aufhielten." Bei diesen Namensaufzählungen fällt auch auf, dass Lukas sich in christlicher Bescheidenheit nicht selbst erwähnt.
Lukas reist dann mit Paulus bis nach Jerusalem, erlebt dort seine Verhaftung mit, hält sich in den zwei Jahren seiner Gefangenschaft in Cäsarea zeitweise bei ihm auf und reist auch dann wieder mit, als Paulus als Gefangener nach Rom transportiert wird einschließlich Schiffbruch mit allem drum und dran.
Lukas hat uns mit seinem Evangelium und der Apostelgeschichte zusammen 1/4 des Neuen Testaments geschenkt mit unschätzbaren Informationen. Einzigartig ist nicht nur die ganze Apostelgeschichte, auch sein Evangelium hat zu einem Drittel Erzählstoff, den kein anderer hat. Und so wollen wir mal der Frage nachgehen: Woher hatte Lukas seine Informationen?
Zum Ersten muss man da natürlich Paulus nennen. Mit ihm und seinen Mitarbeitern war Lukas unterwegs, zuerst kurz von Troas nach Philippi, dann lang von Philippi nach Jerusalem mit zwei Jahren Gefängnisaufenthalt des Paulus in Caesarea und von dort nach Rom, wo er vermutlich noch längere Zeit mit Paulus in Kontakt war. Nach dieser Zeit wusste er auf jeden Fall alles, was Paulus wusste. Und zur Weitergabe des Evangeliums gehörte damals alles, was man über Jesus wusste.
Zum Zweiten muss man auch Markus nennen, der uns als Autor eines Evangeliums ja bekannt ist. Auch Lukas und Markus kannten sich persönlich. Der Beweis dafür steht im Brief von Paulus an Philemon in V. 23+24: "Es grüßen dich Epafras, mein Mitgefangener im Messias Jesus, Markus, Aristarchos, Demas und Lukas, meine Mitarbeiter." Sie gehörten also während der Gefangenschaft von Paulus beide gleichzeitig zu seinen Mitarbeitern. Und wenn Lukas Markus kannte, dann kannte er auch seine Aufzeichnungen, womöglich sein fertiges Evangelium.
Und noch ein Drittes: Ich stelle mir vor, Markus hat seinen Bericht konzentriert geschrieben mit den wichtigsten und zentralen Informationen von und über Jesus, und Lukas als interessierter Sammler dachte, es müsse da noch mehr geben. Und so nutzte er die Zeit, in der er von Frühsommer 57 bis Spätsommer 59 bei Paulus in Cäsarea war, um einen oder mehrere Abstecher nach Jerusalem zu machen, wo er die Örtlichkeiten kennen lernte und Leute traf, die Jesus persönlich gekannt hatten, und wo auch Maria, die Mutter von Jesus, noch lebte. Lukas sagt ja in Luk. 2,19: "Maria aber brachte alle diese Worte zusammen und bewahrte sie in ihrem Herzen auf." Und in Luk. 2,51 noch einmal: "Und seine Mutter bewahrte alle diese Worte in ihrem Herzen." Das klingt doch so, als ob Lukas hier eine Quelle nennt, aus der er die Informationen hat.
Wenn Maria damals noch gelebt hat, muss sie Mitte bis Ende 70 gewesen sein, für damalige Verhältnisse ein hohes, aber nicht unwahrscheinliches Alter. Auch die Informationen in der Apostelgeschichte über die erste Zeit der Gemeinde in Jerusalem kann Lukas sehr gut hier in Jerusalem bekommen haben. Man stelle sich die Szene vor: Maria im hohen Alter empfängt den Besuch des ihr fremden griechischen Bruders Lukas und erzählt ihm, wie es sich damals mit der Geburt von Johannes dem Täufer und der ihres eigenen Sohnes abgespielt hat, und wie sie mit dem Zwölfjährigen im Tempel waren, und und, und Lukas schreibt eifrig mit ...
Unter diesen Gesichtspunkten kann man sich gut vorstellen, dass Lukas in den zwei Jahren in Cäsarea sein Evangelium fertiggestellt hat, und nach der Romreise, als Paulus dort zwei Jahre unter Hausarrest stand, hat er die Apostelgeschichte vollendet. Dass die Apostelgeschichte ohne richtigen Schluss endet, ohne zu wissen, wie es mit Paulus und seinem Prozess weiterging, ist am besten eben damit erklärbar, dass Lukas in diesen zwei Jahren in Rom die Arbeit an diesem Werk abgeschlossen hat, um es zu veröffentlichen. Dann ist es sogar höchst wahrscheinlich, dass Paulus selbst es in dieser Zeit begleitet und autorisiert hat.
Wie sagt doch Lukas (1,3+4): "Es erschien auch mir gut, nachdem ich allem von Anfang an genau nachgegangen bin, es dir der Reihe nach aufzuschreiben, edler Theophilos, damit du klar erkennst, wie sicher die Worte sind, über die man dich unterrichtet hat."
Herzliche Grüße - der Herr segne euch!
Uli
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06.02.2022, 22:54
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06.02.2022, 22:55 von Charly.)
Hallo Uli,
du hast ja das NT übersetzt. Nun würde mich z. B. interessieren, wie du folgende Verse übersetzt hast:
"Php 4:6 Seid um nichts besorgt, sondern in allem sollen durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; 7 und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus." (Rev.Elb.)
Gruß
Trotz so manchem Tief das ich erlebt habe, immer noch oder gerade deshalb Christ
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Hier aus der Luther 2017, Php 4,6:
"Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! 7 Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren."
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Wößner-Übersetzung 2022:
6 Macht euch um nichts Sorgen!
Aber in allem Beten und Bitten - mit Danken -
lasst Gott eure Anliegen wissen!
7 Und der Friede Gottes, der jeden Verstand übersteigt,
wird eure Herzen und eure Gedanken behüten im Messias, Jesus.
Danke der Nachfrage - mit herzlichen Grüßen!
Uli
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07.02.2022, 14:38
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 07.02.2022, 14:50 von Charly.)
Ich habe mich mit diesen Versen schon einmal ausführlicher beschäftigt. Ich bin dabei darauf gestoßen, dass sie in der Regel nicht ausreichend, teils leicht irreführend übersetzt werden. Leider auch bei dir
Warum?
Zunächst handelt es sich um eine „Wenn – Dann“ Aussage. Diese Dann-Aussage kann man zwar im Deutschen auch mit einem „und“ beginnen, ist aber nicht eindeutig, da im Deutschen ein „und“ auch am Satzanfang stehen kann. Demzufolge wird Vers sieben liebend gerne isoliert als Segenswunsch verwendet, ohne auf die vorherige Bedingung einzugehen.
Soweit ich weiß, übersetzt nur die konkordante Übersetzung und die Albrecht hier nicht mit einem „und“, sondern mit „dann wird“.
Dann haben einzelne Worte eigentlich eine Aussagekraft, die in den Übersetzungen nicht transportiert wird.
Hier mal mein Übersetzungsvorschlag:
„Php 4:6 Seid um nichts besorgt, sondern lasst in allem eure Anliegen im Detail und in aller Ernsthaftigkeit und Danksagung vor Gott bekannt werden; 7 dann wird der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, eure Herzen und eure Gedanken wie in einer Festung in Christus Jesus bewahren.“
Ich habe das „flehen“ hier anders umschrieben, weil flehen im heutigen Sprachgebrauch eine andere Gewichtung hat und somit eher leicht missverstanden werden kann. Es hat mit einer jammernden, mit Zweifel gefüllten, ob der Empfänger nicht hartherzig sein könnte, Handlung, eigentlich nichts zu tun.
„Bekannt werden“ darum, weil hier nichts davon angedeutet wird, dass wir etwas vor Gott „bis zur Erhörung durchbeten“ müssten. Sondern schlicht nur seine Anliegen bekannt werden lassen.
Wobei hingegen das Wort „bewahren“ im griechischen tatsächlich eine weit stärkere Bedeutung hat, als einfach nur bewahren.
Das hat schon eine deutlichere Aussagekraft, oder?
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"Wenn-Dann-Gott"............
Gottesmord auf Golgatha
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Ich bin umgeben von „wenn, dann“ Drohungen. Is, ja erschreckend……………….., da bekomme ich echt Angst in dieser Welt……………..
Gottesmord auf Golgatha
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