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Was ich bisher an diesem Forum schätze, ist die offene Art, wie man auch schwierige Themen angehen kann. Die meisten von Euch kenne ich persönlich nicht, und dennoch hat sich im Laufe der Zeit eine gewisse Vertrautheit, auch in der Verschiedenheit, mit Euch entwickelt. Das macht mich dankbar.
Nun ein Thema das meines Wissens hier noch nicht zur Sprache kam.
Frage: wie hält Ihr es mit den demokratischen Regeln in den Hauskirchen / Gemeinden?
Die Apostelgeschichte nennt uns kein Beispiel wo eine Entscheidung innerhalb der Gläubigen aufgrund einer Abstimmung oder Mehrheitsfindung getroffen wäre.
Es wurden zwar Diakone und Gesandte aus der Gemeinde ausgewählt, wir bekommen aber keinen Hinweis daß dies demokratisch geschehen ist.
Interessanterweise hören wir immer wieder daß die Versammlung einmütig gehandelt hat, nachdem sie Gott gesucht haben und von Ihm Klarheit erhalten haben.
In Apostelgeschichte 15 lesen wir, daß dies auch bedeuten kann einen langen Streit auszuhalten, bis die Stimme Gottes deutlich wird. So war es in der Frage der Beschneidung der Gläubigen aus den Heiden der Fall.
In Apostelgeschichte 1 lesen wir wie man zwischen zwei Aposteln zu wählen hatte und man konnte doch nur einen annehmen. Es gab offensichtlich menschlich gesehen keine Entscheidungshilfen mehr, so daß man die Wahl Gottes kurzerhand im Los sah. Ein Vorgang, der wie ich meine uns heute befremdlich vorkommt, sind wir doch so sehr an demokratische Entscheidungshilfe gewöhnt.
Außerdem hat das auslosen einen Ruch von Esoterik. Es ist aber eine durchaus biblische Praxis und gehörte auch zum Priesterdienst.
Sicher sind die meisten Hausgemeinden, solange sie jung und klein sind nicht davon betroffen und finden auch so oder so zur Einmütigkeit.
Was ist aber, wenn man wächst und Widersprüche und Unannehmlichkeiten sich mehren?
Wie verhält man sich dann?
Können wir es dann auch aushalten, bis die Offenbarung des heiligen Geistes den Nebel lichtet, das heißt den Streit beendet, oder nehmen wir gerne eine Abkürzung in dem wir die eigene Leitung und die Abstimmung gebrauchen.
Ihr Lieben, die Demokratie ist eine griechische Erfindung.
Meines Erachtens ist sie ein Bollwerk das uns hindern kann Gott in der Leitung der Gemeinde vollmächtig zu erfahren.
Mich würden eure Erfahrungen dazu interessieren.
Seid gesegnet!
Jürgen
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Hallo Jürgen,
das Thema das du in deinem Beitrag ansprichst beschäftigt mich auch seit einigen Tagen. Noch vor 6 Stunden habe ich die ganze Geschichte mit dem Streit um die Beschneidung gelesen um herauszufinden, wie die ganze Sache sich weiterentwickelt hatte. Offensichtlich wurde trotz der klaren Entscheidung beim Apostelkonzil der Streit weitergeführt. Petrus und Barnabas hatten sich auch wieder zum heucheln hinreissen lassen und einige der Judenchristen hielten hartnäckig an ihrer Haltung fest.
Ich glaube, dass bei der Entscheidungsfindung weniger die richtige Methode das Problem ist, als mehr die Herzenshaltung der Hausgenossen. Wenn es den Leuten in der Hausgemeinde nicht um Politik geht, damit meine ich, bestimmte Personen und ihre Haltung zu stärken sondern wenn es ihnen vielmehr ehrlich darum geht, den Willen Gottes zu kennen und zu tun und selbst zurückzutreten, dann ist es kein Problem in Einheit eine Entscheidung zu treffen. In kleinen überschaubaren Hausgemeinden ist das wesentlich leichter zu handhaben und zum Beispiel im Gespräch und im Gebet einen Konsens zu finden. In unserer Hausgemeindei ist das auch mehrfach in schwierigen Fragen gelungen. In großen Pastorengemeinden ist das eher problematisch. Ich bin deshalb froh, dass ich in einer HG bin, wo wir das so lernen und praktizieren.
Grundsätzlich denke ich, Gott achtet immer mehr auf unsere richtige Haltung als auf unsere verchiedenen Methoden und Wege. Da kann es sogar sein, dass bei einer demokratischen Wahl der Wille Gottes sichtbar wird oder in einer anderen Situation ein Leiter eine Entschedung trifft, bzw. Schlussfolgerungen zieht (wie im Falle des jakobus beim Konzil) oder aber dass durch abwarten der richtige Weg sichtbar wird.
Gruß Richard
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03.12.2006, 00:53
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.08.2011, 21:14 von Charly.)
Hallo,
ein kleiner Einwurf mal von mir:
In diesem Bibelvers:
Apg 14:23 Als sie ihnen aber in jeder Gemeinde Älteste gewählt hatten, beteten sie mit Fasten und befahlen sie dem Herrn, an den sie gläubig geworden waren. (Rev. Elb.)
steht im griechischen für "gewählt": cheiro-toneo
Und das meint nach den Strongs:
Ableitung von[aus]strecken (w. d. Hand-ausstrecken [z.B. um seine Stimme abzugeben oder um jmdm. d. Hände aufzulegen]);
Gräz.: in d. Bürgerversammlung in Athen wurde durch Handaufhebung gewählt und abgestimmt (1,481).
I.) wählen
1) (durch Handaufhebung seine Stimme abgeben um) jmdn. für bestimmte Aufgaben oder Ämter auszuwählen bzw. zu bestimmen. {2Co 8:19}
2) jmdn. zu etw. auswählen, bestellen, einsetzen oder bestimmen.
Die Ältesten in d. Gemeinden wurden jedoch nicht durch eine Stimmabgabe d. Gemeinde gewählt sondern von Paulus und Barnabas (oder durch einen ihrer Mitarbeiter mit einem örtlich begrenzten Auftrag) ausgewählt und dann, wahrscheinlich durch Händeauflegung, eingesetzt und angestellt! {Ac 14:23 Tit 1:9}
Das zeigt auf, wie unter Umständen die Wahl durch Handaufheben in die Gemeinde kam. Ich habe zumindest selber erlebt, wie diese Bedeutung des Wortes als Grundlage für eine demokratische Ältestenwahl in einer Freikirche angewandt wurde.
Gruss, Charly
Trotz so manchem Tief das ich erlebt habe, immer noch oder gerade deshalb Christ
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Zitat:Die Ältesten in d. Gemeinden wurden jedoch nicht durch eine Stimmabgabe d. Gemeinde gewählt sondern von Paulus und Barnabas (oder durch einen ihrer Mitarbeiter mit einem örtlich begrenzten Auftrag) ausgewählt und dann, wahrscheinlich durch Händeauflegung, eingesetzt und angestellt! {Ac 14:23 Tit 1:9}
So würde ich auch die Schriftstellen verstehen, im Sinne von auswählen durch die Apostel, bestätigt durch Handauflegung und in der Vollmacht durch den heiligen Geist.
In der Bürgerversammlung von Athen wurde natürlich demokratisch abgestimmt, wie auch in den anderen griechischen Städten. Die Macht geht vom Volke aus.
Meinst du das so das Verfahren in die Gemeinde gekommen ist?
Gruß Jürgen
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Ich weiß es nicht, halte es aber für möglich.
Gruss, Charly
Trotz so manchem Tief das ich erlebt habe, immer noch oder gerade deshalb Christ
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Hallo Charly hallo Jürgen,
man bedenke, die Situation, wie die Gemeinde in Jerusalem zu ihren 7 Diakonen kam. Es steht zwar in Apg. 6 nicht genau geschrieben, wie die Gemeinde das geschafft hat. Aber die "Jünger" bekamen von den Aposteln den Auftrag sich nach 7 Männern umzusehen, die diese Aufgabe erfüllen konnten. Irgendwie mußten sie, und es handelte sich um Tausende von Leuten, eine Auswahl treffen. Sie mußten sich einigen. Ich finde es gut, dass die Bibel hier nichts über den genauen Prozeß der Einigung berichtet, sonst hätten die Christen wieder gleich eine Methode abgeleitet. Ob sie eine Wahl gemacht haben oder eine andere Methode zu Hilfe nahmen, weiß man nicht, aber sie wurden nicht von den Aposteln ausgewählt, sondern von der Menge der Jünger und die Apostel bestätigten diese Auswahl nur.
Ich entnehme daraus, dass die Methode, wie man zu einer Auswahl oder Einigung kommt zweitrangig ist. Wichtig ist die Einheit und das gemeinsame Erkennen dessen, was vor Gott angenehm und gut ist.
Ich halte fest, die Wahl des Matthias wurde durch das Los entschieden, die 7 Diakone wurden "demokratisch" oder besser gesagt kongregational (durch einen Volksentscheid) bestimmt. Und die Ältesten in Apg.14,23 wurden von den Aposteln unter Handauflegung eingesetzt.
Bei der letzteren Möglichkeit bleibt aber offen, ob es sich um Haundauflegung oder um Handaufheben handelte. Wenn Paulus die Order an Titus witergibt, in jeder Stadt Älteste einzusetzen, bleibt auch offen, wie die Gemeinden zur Bestimmung der Ältesten kamen. Es ist nicht die Rede davon, dass Titus die Ältesten auswählen sollte.
Deshalb glaube ich, wie ich bereits vorher sagte, dass die Methode der Auswahl zweitrangig ist, man kann sich daürber streiten welche die richtige sei, aus der Bibel lässt sich meiner Meinung nach nichts darüber ableiten.
Wichtig und unablässig ist jedoch die die richtige Herzenshaltung der Gemeindeglieder und die Bereitschaft einen Konsens im Geist zu finden. In Gemeinden können deshalb alle zwei bzw. drei Möglichkeiten Anwendung finden, wenn sie im Geist der Einheit geschehen. Bestimmung durch ein zeichen, Bestimmung durch Wahl, oder Einsetzung durch einen Leiter bzw. Apostel.
Richard
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Hallo Ihr lieben,
Jetzt erst Mal keine Antworten von mir ... sondern eine Menge Fragen: - Das Thema lautet: Wer leitet eine Gemeinde?
- Zu einem großen Teil wurde aber auf andere Fragen geantwortet:
=> Wie geschieht Leitung?
=> Welche Methoden der Entscheidungsfindung werden eingesetzt?
=> Wie werden Leiter gesucht, gefunden, "eingesetzt", ...?
- Aber die meines Erachtens vorrangigen Fragen sollten erst einmal andere sein:
=> Was ist überhaupt Leitung?
=> Was ist das Wesen von Leitung?
=> Was ist das grundsätzliche Ziel von Leitung?
Weitere Gedanken werden noch folgen, werde aber jetzt den PC ausschalten und mich zur Ruhe begeben ...
Auf bald,
Guido
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Gute Fragen Guido,
das bringt uns bestimmt weiter. Das Thema ist gerade jetzt wichtig für unsere Hausgemeinden.
Da fällt mir spontan folgendes ein: In 1. Kor.12.28 heißt es "Und die einen hat Gott eingesetzt erstens als ..., sodann ... "Leitungen" .... =>
Da steht im griechischen Text kybernesys = Steuerung, Führung, Leitung, ein Schiff steuern
Sicherlich hat Paulus im Vers 28 verschiedene Gabenarten zusammengmixt. Ich nehme jedoch an, dass es sich hier um eine Geistesgaben (charismata pneumatikos) handelt, da sie in direkter Aufzählung mit anderen Geistesgaben wie Sprachen folgt.
Das würde bedeuten, Gott kann einer Einzelperson eine geistliche Gabe der Leitung geben. Die sollte nicht verwechselt werden mit einer natürlichen Fähigkeit zu leiten.
Was sagt ihr zu dieser These, ist sie haltbar?
Gruß Richard
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Wobei es sicher gut wäre hier noch einige synonyme Begriffe anzuschauen, denn "kybernesys" kommt im NT nur an dieser einen Stelle vor! Der Steuermann (kybernätäs, im wörtlichen Sinne!!), kommt zweimal vor.
lg, Guido
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Ja sicher und an diesen beiden Stellen ist nur der Hinweis auf den Steuermann auf einem Schiff aber kein direkter Hinweis auf das Steuern der Gemeinde zu sehen.
Was willst du aber damit sagen - meinst du diese eine Stelle in 1.Kor.12,28 reicht nicht aus, um damit eine Lehraussage in Bezug auf Leitung für die Gemeinde zu machen?
Und was meinst du Charly und Jürgen denn dazu?
Richard
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