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Gemeindegründung
#21
Zitat:Lieber hejo,
wenn ihr nach einem Jahr Abgewöhnung vom Kongregationalismus immer noch ein zentrales Büro habt und womöglich noch einen Verein und einen Pastor, dann seid ihr meiner Erkenntnis nach immer noch nicht in der freien Gemeinschaft angekommen, wohin Jesus euch führen will.
Ich würde zu diesen Punkten gerne Näheres von dir hören,wie das bei euch ist und wie ihr darüber denkt.

Lieber Rainer,
ich bete immer im Namen Jesu, ohne dass ich das jeweils dazu sage. Das ist eine Sache meiner Stellung vor Gott. Genauso versammeln wir uns immer im Namen Jesu, ohne dass wir das durch eine Formel vorher klarstellen müssen. Das ist eine Sache des Wesens unserer Gemeinschaft. Auch beim Kaffeetrinken und Holzmachen bin ich mit meinen Geschwistern im Namen Jesu zusammen.
Die Gemeinschaft im Namen Jesus' ist eine Wesensangelegenheit, nicht einer gesprochenen Formel.
Auch Wäsche waschen und bügeln tue ich im Namen Jesu, ohne dass ich es jeweils dazu sage (Manchmal hilft es allerdings, um sich aufzuraffen!).
Die gesprochenen Formeln kennen wir im frommen Bereich woanders her, wo bei \"Taufen\" per Formel Säuglinge zu \"Christen\" gemacht werden, oder per Formel eine Versammlung der verschiedensten Leute in einer Kirche oder auf einem Friedhof zu einer christlichen Gemeinde gemacht wird.
Übrigens: Auch die Formel \"hokus pocus\" hat ihre \"christliche\" Wurzel: Es heißt in der lateinischen Liturgie \"hoc est corpus meus\", zu deutsch \"das ist mein Leib\", und die Leute haben von dem lateinischen Gemurmel nur \"hocuspokus\" verstanden.
Ich werde mich jedenfalls mit meinen Geschwistern auch weiterhin einfach so im Namen von Jesus versammeln.
Und den geistlichen Kampf lassen wir uns nicht aufdrängen, sondern führen ihn dann, wenn er dran ist.

Mit herzlichen Grüßen an alle Geschwister: Uli:
lieber Uli, mit großer Freude las ich deine Beiträge! Du sprichst mir aus der Seele. Ich kann es nur bestätigen, der HERR schenkt uns eine lebendige Gemeinschaft - wir brauchen uns nicht gewaltsam an irgendwelche örtliche Versammlungen klammern.
Mich würde sehr interessieren: "Wie bist du aus den traditionellen Strukturen ausgebrochen oder warst du gar nie drin?"
Mir hat der HERR diesen wahrhaftigen Weg vor ca. 22 Jahren gezeigt. Trotz aller Warnungen der lieben Geschwister, trotz aller Unkenrufe - du wirst bald vom Glauben abfallen hat der HERR mich mit allem was ich dringend brauchte verwöhnt.
Herzliche Grüße kommentarx
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#22
Hallo Uli! Ich und auch Komentarx moechten immer noch gerne wissen wie es Dir / Euch ergangen ist, beim Ablegen Deiner / Eurer traditionellen Strukturen. Ich finde, eintrainierte Gewohnheiten, die uns meistens gar nicht einmal so recht bewusst sind, sind schwer wegzubekommen. Denn wir haben auch die Vorstellungen und Empfindungen danach, was gut ist und was nicht. Ich denke, das entspringt auch unserer alten Natur, wo der Mensch selber entscheiden will, was fuer ihn gut, und was nicht gut ist.
Troz unserer mehr als einjaehrigen "Abgewoehnung" finden wir auch heute nach fast vier Jahren immer noch "Reste" von frueher.
Eines davon ist das Mittlertum, wo man in eine Art Pastorrolle gedraengt wird. Man wird um Rat gefragt und wir haben meist gleich die richtige Loesung dafuer.  Ist ja gut gemeint, aber damit  nehmen wir den Leuten eigentlich die Gelegenheit zu lernen, ihre  Verantwortung selbst zu tragen und  Gott um eine Antwort  (Loesung) zu suchen, um von IHM selbst zu empfangen und dadurch ihre Beziehung mit IHM zu vertiefen. Und meist ist es, wie man es anfaengt, so ist es auch spaeter. Das heisst nicht, das wir keine Ratschlaege mehr geben sollen, aber es soll alles in eine Abhaengigkeit Gottes fuehren. So haben wir stets auch unsere Herausforderung, das Gott in Allem seine Ehre bekommt. Mit lieben Gruessen, Hejo.  Big Grin
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#23
Hallo!

Die Diskussion und deren Inhalte finde ich bis hierhin total gut und bestärkend...

Wir sind Teil einer Hausgemeinde in Berlin-Kreuzberg, aus der heraus meine Frau Mary und ich im Dezember eine neue Gemeinde in Berlin-Köpenick gründen. Wir brauchen da auf jeden Fall noch Gebetsunterstützung und Inputs..
Bislang hat Gott auch noch nicht die Leute klar gemacht, die außer uns beiden dabei sein sollen hier vor Ort, und an welchem Tag der Woche (außer Sonntag) die Treffen stattfinden sollen...

Ein weiteres ANLIEGEN von mir: Die Einrichtung einer Feierstruktur für die Berliner Hauskirchen!!! Wie sieht es damit eigentlich wirklich so im restlichen Deutschland aus??? Weder von dort noch hier in Berlin höre ich viel von Vernetzung und von praktischen "Celebrations"-Ansätzen!

Weitere Infos zu UNSEREN GANZ KONKRETEN VISIONEN und PLÄNEN hier in Berlin auf meiner Page www.christo-p.com (im forum dort!)

Mit den besten Grüssen aus Berlin,

Christo P
Smile
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#24
Hallo Christo P,

Zuerst einmal nur eine Anmerkung zu den "Treffen":
Zitat:... und an welchem Tag der Woche (außer Sonntag) die Treffen stattfinden sollen...
Dass Hauskirche nicht nur ein Konzept oder eine Methode ist, und dass es nicht nur um Treffen geht, an denen man etwas "gemeindliches" miteinander macht, ist Dir schon klar, oder?

Es geht viel mehr darum, dass wir unser Leben teilen mit Christen UND mit Nicht-Christen ... hauptsächlich mit den Menschen aus unserer Nachbarschaft. ... dass "Gemeinde" geschieht im Miteinander-Leben. ... dass Sein Leib (und somit ER selbst) sichtbar und greifbar wird für die Menschen um uns herum und dadurch Gott selbst verherrlicht wird.

Es geht zuerst einmal nicht um einen Tag und ein Treffen, sondern darum, dass ich mit Menschen in Beziehung trete, und Einblick in mein Leben (in dem Gott selbst wohnt) gebe.

Uli hat das sehr herausfordernd beschrieben:
Zitat:Wo zwei oder drei im Namen von Jesus zusammen sind, ist Gemeinde im vollen Sinne vorhanden (also \"gegründet\", wenn man so will). Also, wenn ihr \"Gemeinde gründen\" wollt, trefft euch als mindestens zwei Christen, redet zusammen, was euch bewegt und was Jesus will, esst miteinander und betet, und schon ist sie da. So einfach ist das.
Irgendwie habe ich den Eindruck, dass wir schon anfangen, Treffen zu planen und über Strukturen nachzudenken, bevor die Beziehungen da sind. Und damit legen wir meiner Ansicht nach schon den falschen Grund. Denn Gemeinde wird NICHT durch Treffen und gemeinsame Veranstaltungen zusammengehalten, sondern:
Zitat:... vom Haupt her werden alle Glieder durch Gelenke und Bänder (Band des Friedens, Band der Liebe) zusammengehalten ...
Die Beziehungen der einzelnen zu Christus UND untereinander halten Gemeinde zusammen ... über diese Beziehungen fließt das Leben Christi.

Beziehungen brauchen Strukturen, das ist schon klar, aber die Strukturen erwachsen aus den Beziehungen und verändern sich auch laufend.

Jemand hat mal geschrieben:
Zitat:Hört auf Gemeinde zu machen. Beginnt doch endlich damit Gemeinde zu sein (zu leben).

cu, Guido
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#25
Hallo Rainer! Wie geht es Dir mit dem Buch von Watchman Nee, "Das normale Gemeindeleben"?? Hast Du neue Erkenntnisse gewonnen? Huh Was siehst Du seither anders? Oder womit setzt Du Dich geraade auseinander? B) Oder brauchst Du nochmals einen Urlaub bei uns in Oesterreich, um es fertig zu lesen??? Wink Spass beiseite, Du kannst gerne auch so zu uns kommen. Rolleyes Bin schon gespannt auf Deinen Bericht. Mit lieben Gruessen aus Oesterreich, Hejo. Big Grin
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#26
Zitat: Hallo!

Ein weiteres ANLIEGEN von mir: Die Einrichtung einer Feierstruktur für die Berliner Hauskirchen!!! Wie sieht es damit eigentlich wirklich so im restlichen Deutschland aus??? Weder von dort noch hier in Berlin höre ich viel von Vernetzung und von praktischen \"Celebrations\"-Ansätzen!

Weitere Infos zu UNSEREN GANZ KONKRETEN VISIONEN und PLÄNEN hier in Berlin auf meiner Page www.christo-p.com (im forum dort!)

Mit den besten Grüssen aus Berlin,

Christo P
Smile
Big Grin

Hallo Christo,

dann werde ich mir mal Deine angegebene Website anklicken!
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#27
Hallo alle,

ich finde das Thema Gemeindegründung gerade jetzt sehr wichtig, deshalb greife ich es wieder auf - und das nach etwa drei Jahren. Noch bevor die wichtigen Fragen abschließend beantwortet wurden hörten die Aktivitäten auf.

Am Anfang stellte Reiner folgende Fragen:
Zitat:Wer gründet Gemeinde?
Wie wird Gemeinde gegründet?
Was sind Gottes Ordnungen für Gemeindegründung?
Es folgten meiner Meinung nach einige gute Aussagen, die ich mit meinen Worten mal zusammenfassen und ergänzen will:

1. Nicht nur Apostel gründeten in der Vergangenheit neue Gemeinden.
Wie wir auch in der Bibel lesen können, entstanden hier und da Gemeinden, ohne dass die Apostel selbst zugegen waren - z.B. in Antiochien oder in Rom.

2. Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, bin ich selbst in ihrer Mitte. "Auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen", sagte Jesus und meinte damit die Offenbarung, die die Jünger über Jesus selbst hatten. D. H. wenn einzelne Jünger Jesu in Verbindlichkeit zusammenkommen, weil sie Jesus erkannt haben und ihm nachfolgen und in seinem Namen zusammenkommen, da beginnt Gemeinde.

3. Apostel sind in erster Linie Missionare und Gemeindegründer, sie arbeiten immer im Team, sie kommen in ein unerreichtes Gebiet und "reißen den Boden auf", bzw. "pionieren" es, dadurch werden Jünger trainiert, die Gemeinde bilden.
Dann kann eine Multiplikation entstehen, wodurch neue Gemeinden entstehen, ohne dass Apostel da sind.

4. Es gibt nicht "die Methode" zur Gemeindegründung. Gott hat seine Pläne.

4. ...... und was noch?

Wie ist eure Meinung dazu?

Ric


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#28
Zitat:Mich interessieren sowohl Praxis als auch biblische Theorie, sowohl erfolgreiche als auch gescheiterte Versuche und was ihr daraus gelernt habt bzw. andere daraus lernen können.
Also mit gescheiterter Praxis und Theorie kann ich einiges beisteuern. Ich erzähle erst mal rückwärtsgewandt, was ich erlebt habe, bevor ich zu den Schlüssen komme, die ich daraus gezogen habe. Hier einmal ein Anfang meiner Erfahrungen. Ich fange mit der letzten Erfahrung an, der Gründung der FeG in Speyer.

Es war mir immer wichtig, daß Gemeinde Jesu gegründet wird. Es war mir niemals wichtig, daß primär FeG gegründet wird. In meinem Haus enstand der von mir uns meiner Frau gegründete Hauskreis, der zum Gründungsteam der FeG wurde. Zunächst hatte ich den Plan als Mitglied der Kirche des Nazareners in Frankenthal eine Gemeindegründung in Speyer anzustreben - mit dem Ziel eine weitere Gemeinde der Kirche des Nazareners (KdN) zu gründen - die Denomination in der ich aufgewachsen bin und die meine geistliche Tradition ist. Doch dieses Weizenkorn mußte sterben um des Zieles Willen Gemeinde Jesu zu gründen. Daß daraus für meine Begriffe leider mehr FeG und weniger Gemeinde Jesu geworden ist, als mir lieb ist, ist bedauerlich. Einen Versuch war es trotzdem wert und es ist ja immerhin auch das eine oder andere Gute bewirkt worden. Doch ich wünschte, daß auch hier eines Tages das FeG Weizenkorn sterben kann (nicht in mir - das ist es schon - sondern in den betroffenen Christen) so daß Gemeinde Jesu wachsen kann.

Wie kommen wir eigentlich dazu, daß wir unsere lächerlichen Wappen und Abzeichen, unsere Logos und Schriftzüge auf etwas schreiben, das nicht uns, sondern Gott gehört, um noch einmal Worte von Wolfgang Simson zu gebrauchen? Mit welchem Recht brandmarken wir seine Gemeinde mit unserem Brandzeichen? Schließlich hat ER sein Leben für diese Gemeinde gegeben, nicht wir! Wenn mir jemand seinen Namen auf mein Auto kleben oder sprühen würde, dann wäre das ganz sicher Unrecht. Doch bei seiner Gemeinde nehmen wir es hin? Ich nicht mehr.

Es ist bemerkenswert, daß der erste Gottesdienst der FeG mit den Worten begonnen wurde: "Ich begrüße Sie herzlich im Namen des Gemeindegründungsteams!". Ich mußte erst darauf aufmerksam machen, daß es erforderlich ist, mit den Worten zu beginnen: "Ich begrüße Sie zu diesem Gottesdienst im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes!" Ich will daraus keiner einzelnen Person einen Vorwurf machen. Ich will auch nicht für Formalismen eintreten. Aber ich stehe für die dahinter stehende Einstellung in allen Belangen.

Es wird oftmals gesagt, daß es gut ist, daß es eine Vielfalt und Vielzahl von Gemeinden gibt - allein aus dem Grund, daß es eine Vielzahl von Subkulturen in unserer Gesellschaft mit dem Evangelium zu erreichen gilt, und daß jede Gemeinde ihre Zielgruppe haben muß, um effektiv arbeiten zu können. Dieses Argument kann man nicht einfach vom Tisch wischen. Paulus hat auch gesagt:

Und ich bin den Juden wie ein Jude geworden, damit ich die Juden gewinne; denen, die unter Gesetz sind, wie einer unter Gesetz - obwohl ich selbst nicht unter Gesetz bin -, damit ich die, welche unter Gesetz sind, gewinne; denen, die ohne Gesetz sind, wie einer ohne Gesetz - obwohl ich nicht ohne Gesetz vor Gott bin, sondern unter dem Gesetz Christi -, damit ich die, welche ohne Gesetz sind, gewinne. Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, damit ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige errette. (1.Kor 9, 20-22, Elberfelder 1985)

Doch das ist so kein zwangsläufiges Argument für Denominationen. Das wäre das Wort überinterpretiert. Es betrifft den persönlichen Evangelisationsstil des Paulus. Ich stelle eher fest, daß die Konzepte der Zielgruppenorientierung aus dem Marketing entstammen. Hier gilt aus meiner Sicht:

Zitat:Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott und dem Vater ist dieser: Waisen und Witwen in ihrer Bedrängnis zu besuchen, sich selbst von der Welt unbefleckt zu erhalten. (Jak 1, 27, Elberfelder 1985)

Dabei definiere ich "Welt" als alles, was nicht originär aus dem Wort Gottes kommt. Man argumentiert daß genauso wie man Mikrofone nutzt, die nicht aus dem Wort Gottes kommen, man genauso Instrumente des Marketing nutzen könne, um die Ziele Gottes zu erreichen. Abgesehen davon, daß macher Gottesdienst ohne PA System ganz gut auskommen würde (kleiner Scherz am Rande) denke ich nicht, daß dieses Argument Gültigkeit besitzt. Denn Gott hat immer schon die Methoden vorgeben wollen, mit denen seine Leute arbeiten und kämpfen. Denken wir nur an Gideon mit seinen wenigen Kriegern, den Tonkrügen und den Fackeln. Hier wurden nicht übliche Methoden der Kriegsführung angewendet. Denn sonst käme ja bei einem Erfolg der Ruhm auch diesen Methoden und nicht dem Herrn zugute - oder?

Also aus diesem Ansatz eine Rechfertigung von Denominationen abzuleiten ist weit hergeholt und nicht nachvollziehbar. Vor allem steht dem entgegen:

Zitat:Denn wenn einer sagt: Ich bin des Paulus, der andere aber: Ich des Apollos - seid ihr nicht menschlich? Was ist denn Apollos? Und was ist Paulus? Diener, durch die ihr gläubig geworden seid, und zwar wie der Herr einem jeden gegeben hat. Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat das Wachstum gegeben. (1.Kor 3, 4-6, Elberfelder 1985)

Dies ist eine klare Aussage der Bibel entgegen dem denominationellen Wesen, die oftmals nicht wirklich beachtet, übergangen, ignoriert, heruntergespielt wird. Lutherisch, Wesleyanisch, Calvinistisch, Arminianisch, ... was ist das anderes? Wenn es einen Unterschied gibt, dann fordere ich jedermann auf, ihn mir zu erläutern.

Warum bin ich hier so empfindlich? Ich habe einfach schon zu viele heilige Kühe der verschiedenen Denominationen miterlebt.

Ich war schon auf zu vielen Kongressen und Seminaren über Gemeindegründung, um nicht zu wissen, daß sobald ein neuer Trend im weltlichen Management aufkommt, schwupps - kurze Zeit später findet sich dieser Trend im christlichen Bereich. Vielleicht auch weil ich selbst in der Industrie arbeite. Da frage ich mich: Wer macht eigentlich unsere Agenda? Die Erkenntnisse der weltlichen Wissenschaft oder der heilige Geist?! Ich habe in meinem Berufsalltag genug Management und Pi Pa Po. Wenn ich im Gemeindeleben bin, dann will ich die Stimme meines Herrn hören, und nicht die Stimmen derer, denen ich gerade entkommen bin.

Zitat:Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; (Joh 10, 27, Elberfelder 1985)

Ich habe auch etwas dagegen, wenn man das Gefühl hat, man müsse etwas für Gott machen. Ist das das Martha - Syndrom?

Zitat:Marta aber war sehr beschäftigt mit vielem Dienen; sie trat aber hinzu und sprach: Herr, kümmert es dich nicht, daß meine Schwester mich allein gelassen hat zu dienen? Sage ihr doch, daß sie mir helfe! Jesus aber antwortete und sprach zu ihr: Marta, Marta! Du bist besorgt und beunruhigt um viele Dinge; eins aber ist nötig. Maria aber hat das gute Teil erwählt, das nicht von ihr genommen werden wird. (Lk 10, 40-42, Elberfelder 1985)

Ich habe viel darüber nachgedacht. Wirklich viel! Ich habe schon bei vielen Gemeindegründungsinitiativen mitgemacht. In Berlin bin ich mindestens 2 Jahre jeden Sonntag nachmittag mit der S-Bahn nach Ost-Berlin gefahren und habe verzweifelt versucht dort die Jugendlichen mit dem Evangelium zu erreichen. Wir haben eine tolle Evangelisation aufgezogen. Es haben sich sogar der eine oder andere bekehrt. Nur um 2 Wochen später wieder abzufallen, weil einfach keiner da war, der ihm geholfen hätte, seine ersten Schritte im Glauben zu machen. Weil keiner von uns dort gewohnt hat. Doch hat man das nicht vorhersehen können? Warum haben wir es dann so gemacht?

Die Antwort ist ganz einfach: Die Aktion wurde in der amerikanischen Kirchenzentrale schon lange geplant, bevor irgendjemand aufgerufen wurde, mitzuarbeiten. Strategisch wurde geplant, ich stelle es mir in etwa vor so wie mit Fähnchen auf der Landkarte, so und so viele Gemeinden sollen in Berlin gegründet werden. Wohlgemerkt: "Kirche des Nazareners" Gemeinden! Dann gab es einen halbwegs bezahlten Leiter und dann: Macht mal! Puh.

Ein anderer Fall: Eröffnung einer Predigtstelle in Ost-Berlin Pankow. Auch hier ein junger Bibelschulabsolvent als Prediger, Handzettelaktion (die in USA wurderbar zu funktionieren scheint - absolut aber nicht in Pankow) und dann ein Jahr Hängen und Würgen. Frustriertes Aufgeben. Ergebnis? Ausgebrannte Mitarbeiter. Was hat man uns erzählt vom Gesetz der großen Zahl und dergleichen. Tolle Methode!

So etwas nennt man Verheizen von Mitarbeitern.

Da wir gerade bei dem Thema sind noch dies: Oft habe ich schon gehört, daß das heiligste ist, was ein Christ tun kann, kräftig in der Gemeinde mitzuarbeiten. Gemeint ist immer in der denominationellen Gemeinde nach den Spielregeln, die von ihr vorgegeben wird. Das geht sogar so weit, daß wenn es um das Thema Jesusnachfolge geht, es eigentlich in den Predigten immer gleichzeitig um das Thema Mitarbeit in der Gemeinde geht. So als ob die beiden Dinge Synonyme wären. Das Christentum wurde durch ein Gemeindetum ersetzt - so hat es Derek Prince einmal treffend ausgedrückt. Doch habe ich schon mit vielen gesprochen, die durch übermäßige Mitarbeit in der Gemeinde Schaden erlitten haben. Ehen, die geschieden wurden, Kinder, die vom Glauben abgekommen sind. Wie kann das sein? Meine Last ist leicht, sagt Jesus.

Zitat:denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht. (Mt 11, 30, Elberfelder 1985)

Ich bin darum zu dem Schluß gekommen, daß viele Aktionen und Aktionismen in dem, was sich Gemeinde nennt, dem Ehrgeiz der Leitungsperson oder Leitungspersonen entspringt. Hier sehe ich eine ähnliche Motivation wie beim Bau pompöser Kathedrahlen. Oder beim Turmbau zu Babel.

Zitat:Und sie sprachen: Wohlan, wir wollen uns eine Stadt und einen Turm bauen, und seine Spitze bis an den Himmel! So wollen wir uns einen Namen machen, damit wir uns nicht über die ganze Fläche der Erde zerstreuen! (1Mo 11, 4, Elberfelder 1985)

Das ist interessant: Einen Namen machen! Wir - die Tollen! Wir, die tolle moderne Gemeinde mit tollem Corporate Design und der tollen modernen Musik! Wir, die wir ständig neue Gemeinden gründen und schneller wachsen als ..... Und Wir, die wir das alles leiten! Wir müssen schon fähige Leute sein! Und das alles noch im Namen Gottes!

Zitat:Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht zu Nichtigem aussprechen, denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen zu Nichtigem ausspricht. (2Mo 20, 7, Elberfelder 1985)

Ich habe es jetzt mal bewußt auf die Spitze getrieben. Gewiß ist auch Liebe zu Jesus im Spiel und zu den Menschen, die gerettet werden sollen. Doch mal ganz ehrlich: Wie viel würde Dein Engagement abnehmen, wenn Du die ganzen Aufkleber, Logos, Titel und Namen wegwerfen würdest? Wenn nur noch ein Name übrig bliebe: Jesus. Ganz ehrlich! Ist klarer geworden, was ich meine?

Nun - und deswegen bin ich zu der Meinung gekommen, daß es nicht die natürliche Ausdrucksform eines geheiligten christlichen Lebens ist, sich im Dienst einer religiösen Sache verheizen zu lassen. Ich meine damit nicht, daß es falsch ist, in einer Gemeinde mitzuarbeiten. Gott kann so führen. Aber: spätestens da wo der Druck anfängt, die Freiwilligkeit baden geht und manipulative Mittel angewendet werden, ist dies ein absolut klares Signal und Anzeichen dafür, daß man hier in die falsche Rille gekommen ist. Denn Jesu Last ist leicht und wenn sie nicht leicht ist, ist sie nicht von Jesus. Sondern von wem dann? Oft von Menschen. Kann auch noch niedriger angesiedelt sein.

Was sind Zeichen von Manipulation? Vielleicht fällt es mir deshalb so stark auf, da ich kürzlich einen Klassiker von Rupert Lay über Manipulation gelesen habe. Kurz gesagt: Wenn Du nicht das machst, was die Gruppe von Dir will, wird die Gruppe Dich strafen. Dir werden Privilegien entzogen oder Du wirst aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Das ist intrasozietäre Manipluation. Es steht konträr zu dem Vers:

Zitat:Da antwortete er und sprach zu mir: Dies ist das Wort des HERRN an Serubbabel: Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht der HERR der Heerscharen. (Sach 4, 6, Elberfelder 1985)

Ich denke auch, daß solche Dinge auch dadurch entstehen, daß es professionelle bezahlte Geistliche gibt, die sich in ihrem Tun auch irgendwie selbst rechtfertigen müssen - was zwangsläufig zu einem gewissen Aktionismus führt. Eine gewisse Art von Aktionismus kann man in jeder Firma beobachten. Da scheint es oft besser, daß überhaupt irgendwas geschieht anstatt daß das richtige geschieht. Aber das ist nur ein Teilaspekt und nicht das Hauptproblem.

Deshalb kann ich mich nicht mehr in ein gemeindliches System einordnen, in dem ich diesen Druck verspüre. Auf die eine oder andere Art. Da mag man argumentieren mit gemeinschaftlicher Entscheidung, daß es doch anders nicht funktioniert oder was auch immer. Das ist dann zweitrangig. Das Einzelproblem spielt dabei gar keine Rolle! Es kann ums Putzen gehen, ums Kaffee kochen, ums Predigen, ums Musizieren, ums Zettel verteilen, um irgendwas wichtiges oder unwichtiges. Wenn es sonst nicht funktioniert, dann sollte man sich erst mal fragen, was das ES ist, was da unbedingt funktionieren muß! Das Reich Gottes kommt sehr gut ohne Druck aus.

Zitat:Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt {ihr} etwa auch weggehen? (Joh 6, 67, Elberfelder 1985)

Aber das ist nicht alles. Zuerst einmal genieße ich es, Stille zu haben. Ja! Ich schäme mich dafür nicht!

Zitat:Denn so spricht der Herr, HERR, der Heilige Israels: Durch Umkehr und durch Ruhe werdet ihr gerettet. In Stillsein und in Vertrauen ist eure Stärke. Aber ihr habt nicht gewollt. (Jes 30, 15, Elberfelder 1985)

Ich genieße es, mehr Zeit zu haben für meine Frau und meine Kinder. Es ist auch wirklich notwenig - denn vor der Industrialisierung war die Familie mehr oder weniger den ganzen Tag zusammen. Doch das ist nicht mehr so.

Zitat:der dem eigenen Haus gut vorsteht und die Kinder mit aller Ehrbarkeit in Unterordnung hält - wenn aber jemand dem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie wird er für die Gemeinde Gottes sorgen? - (1Tim 3, 4-5, Elberfelder 1985)

Deswegen muß eine Familie, die in diesen Tagen Kurs halten will, einen anwesenden, ja aktiven Vater haben. Was beeindruckt es denn meine Nachbarn, wenn ich abgehetzt von der Arbeit zu einer Gemeindeverantstalung renne und meine Frau mit den Kindern alleine lasse? Da bin ich ein schlechtes Vorbild! Ich glaube jemand, der entweder keine Kinder hat oder keine Arbeit in der Industrie oder beides nicht kann das gar nicht verstehen.

Natürlich kommt dann schnell der Vorschlag: Arbeite doch weniger! Ich arbeite ja schon weniger. Doch das ist immer noch sehr viel und sehr anstrengend. Liegt es daran, daß mir die Hälfte meines Einkommens abgezogen wird um die vielfältigen Abgaben zu finanzieren, die unser Land benötigt? Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß viele dieser Abgaben überflüssig wären, wenn sie nicht durch Sünde verursacht wären. Aber das ist ein anderes Thema. Ich bin Teil dieser Gesellschaft und als dieses Teil habe ich eine Verantwortung. Eine gottgegebene Verantwortung gute Arbeit zu machen.

Wir sehen schon, es gibt wesentlich mehr im christlichen Leben als nur in einer Gemeinde mitzuarbeiten. Ich glaube sogar, daß die Nagelprobe für ein echtes Christentum nicht in der Gemeinde geschieht, sondern im Beruf und in der Familie. In der Gemeinde ist es leicht, Christ zu sein. Da sind es ja auch alle anderen. Doch wer sagt schon in der Firma: Ich glaube daran, daß Jesus Gottes Sohn ist!

Zitat:Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater. (1.Jo 2, 23, Elberfelder 1985)

Christliche Gemeinschaft muß das Ziel haben, Christen für diese extrem herausfordernden Aufgaben Beruf und Familie auszurüsten. Nicht ihnen die Kraft nehmen, so daß sie in Konkurrenz dazu steht.

Darum gilt für mich der Grundsatz: Das Gemeindeleben muß so einfach wie möglich gehalten werden. Das bedeutet aus meiner Sicht Konzentration auf das Wesentliche. Das sind in meinen Augen biblische Lehre, Gebet, Gemeinschaft und zusammen Essen sowie das Abendmahl feiern. Hinzu kommt noch die Aufgabe der Evangelisation, die aber keine besondere Extraveranstaltung ist, sondern ein integrierter Bestandteil des restlichen Lebens.

Da wir gerade dabei sind gehe ich vielleicht auf das letzte Thema Evangelisation kurz ein. Ich habe schon bei diversen Evangelisationsveranstaltungen mitgearbeitet. Ich habe auch schon mit vielen Menschen über den Glauben gesprochen. Mein persönliches Fazit: Evangelisationsveranstaltungen bringen nur dann was, wenn sie durch persönliche Evangelisation untermauert sind, sonst nichts. Persönliche Evangelisation ist aber so wirksam, daß sie auch ohne Evangelisationsveranstaltungen gut zum Ziel führt. Darum möchte ich mir derzeit Mitarbeit an Evangelisationsveranstaltungen sparen.

Zum Thema biblische Lehre möchte ich sagen, daß sie aus meiner Sicht kompetent und systematisch sein muß, um wirksam zu sein. Man muß weit laufen, um kompetente biblische Lehre zu finden. Es ist ein Jammer daß Leute mit der Gabe auf Bibelschulen verbannt werden statt ihre Ergebnisse (Ich sage bewußt Ergebnisse - denn biblische Lehre ist das Ergebnis intensiver systematischer Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes) der ganzen Gemeinde mitzuteilen. Meiner Erfahrung nach wird in Gemeinden oft von einem beliebigen Thema zum nächsten gesprungen - ich beziehe mich einmal auf Sonntagspredigten und Hauskreise - statt einen roten Faden mit einem Ziel zu bieten. Damit meine ich nicht, daß man ein bestimmtes Buch der Bibel durchnimmt. Das kann sehr nützlich sein. Aber wie ordnet es sich in den Gesamtzusammenhang der Wahrheiten ein, die für uns Christen aus dem Wort Gottes heute wichtig sind? Eine Versammlung oder Gemeinschaft, die mir die für mein Wachstum notwendige Lehre nicht geben kann, warum sollte diese meine Gemeinde sein? Sie wird auch auf die Dauer missonarisch keinen Erfolg haben, weil dazu dicke Bretter gebohrt werden müssen.

Die Gemeinschaft, die ich in der Gemeinde Jesu sehe hat nichts mit Plaudern nach dem Gottesdienst beim Kaffee zu tun. Gemeinschaft in dem Sinn den ich sehe ist Gemeinschaft durch einen gemeinsamen Weg in der Nachfolge Jesu. Insbesondere durch das Teilen des Lebens. Das kann nicht funktionieren, wenn man sich nicht gegenseitig besucht und zusammen ißt. Es kann auch nicht funktionieren, wenn man sich nicht persönlich mitteilt - von seinen Problemen und von seinen Erfolgen! Wenn man nicht diskutiert und debattiert wie man das und das sieht. Es funktioniert nur, wenn man ein Interesse am Leben und Denken des anderen hat. Das sind m.E. keine frommen Wünsche. Das ist aus meiner Sicht das Minimum. Ich glaube daß viele geistliche Leiter gar kein Interesse an solch einer Gemeinschaft haben, weil sie sich vielleicht schämen andere so an ihrem Leben teilhaben zu lassen. In manchen Fällen mag es begründet sein, in anderen wieder nicht. Wir müssen ja keine Supermänner sein. Nur eben Nachfolger Jesu.

So weit für jetzt. Ein Andermal mehr.
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#29
Vielen Dank für Deinen Beitrag.
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